Death to Petrol

Um patzig-freche Bezeichnungen nicht verlegen, betitelt das Custom-Bike-Unternehmen ‚Untitled Motorcycles‘ auch seine neueste Kreation gewohnt einfallsreich: „Death to Petrol“ (DTP). Wobei der Name unmittelbar klar stellt, was Sache ist: Bei dem eigenwillig konstruierten Bike handelt es sich eindeutig um eine zweirädrige Verbrenner-Alternative und gleichzeitig einen Abgesang auf fossile Brennstoffe. Was wiederum für einen gesunden Pragmatismus in der eigentlich für seine Verbrenner-Custom-Motorräder bekannten Bike-Schmiede spricht.

Death to Petrol 1
Nur konsequent: Wenn ein Motorrad ‚Death to Petrol‘ heißt, hat es auch keinen Tank …

Tanklos glücklich

Augenzwinkernd provokant ist aber nicht nur die Bezeichnung des bislang einzigen E-Motorrads des Unternehmens. Auch das Design stellt traditionelle Bauweisen in Frage, unübersehbar umgesetzt durch die dominante Rahmenführung samt Sitzintegration, aber auch durch den Komplettverzicht auf einen Tank, der nicht einmal als Ablage angedacht ist. Dadurch erinnert das Motorbike im oberen Mittelbereich zwar mehr an ein, nun ja, … Bike ohne Motor, aber auf der anderen Seite: Letztlich sind auch Fahrräder wenig mehr als brutal down-gestrippte Motorräder und zurück zum Ursprung kann durchaus reizvolle Seiten haben.

Death to Petrol 2
Auch ohne Tank und große Lackflächen ein Hingucker für alle, die Fahrräder ebenso wie Motorräder mögen: der fette Stahlrohrrahmen mit integrierten LED-Rücklichtern.

Es existieren noch andere Fahrstile, als ein Motorrad konsequent mit den Knien zu pilotieren. Auf Motorrollern fehlt der Tankschluss schließlich ebenfalls und laut ihren Besitzern tut es der Fahrfreude keinen Abbruch.

Wie so oft lautet die Frage deshalb nur, ob ein schmaler Sitz ohne seitlichen Tank-Knieschluss den individuellen Präferenzen eines Piloten entspricht und ob man bzw. frau gewillt ist, sich der Fahrzeugnatur anzupassen oder das Gefährt auf Teufel komm raus dem eigenen Willen unterwerfen muss. Überraschender Nebeneffekt der Rahmendominanz: Der Anblick  alleine verspricht Spaß und Fahrfreude bei gleichzeitiger Vermittlung intuitiven Vertrauens. Supermoto-Freunde dürften sich sofort heimisch fühlen, gleichwohl die DTP in erster Linie für den urbanen Raum gedacht ist, um den sie mit Rollern, insbesondere Elektrorollern, und anderen leichtgewichtigen Zweirädern konkurriert.

Death to Petrol 3
Vertrauenserweckend: 50 Millimeter-Stahlrohre.

Für Motorradfahrer, die Bewegung lieben (und nicht nur Speed)

Dazu passt: Geschwindigkeitsrekorde sind mit dem als Kleinserie geplanten Modell nicht angepeilt und auch die aktuell maximal realisierbare Reichweite machen die Stadt nahezu automatisch zum natürlichen Habitat des DTP. Zu diesem Zweck liefert der Motor ausreichende 15 kW (um die 20 PS) mit genügend E-Spaß (= Drehmoment), die das 70 Kilo leichte Gefährt flink auf Touren und agil um die Ecken bringen. Da lässt sich locker verschmerzen, wenn nur auf maximal 80 km/h beschleunigt werden kann und auch längere Touren zwar möglich, aber mit Zwangspausen zur Aufladung bestückt sind.

Death to Petrol 4
17 Zoll-Speichenräder und Kettenantrieb bringen die 20 Pferdestärken auf die Stadtstraßen, unterstützt durch Dunlops Mutant.

Untitled, ja. Ideenlos, nein.

Adam Kay, der Gründer von Untitled Motorcycles, ist verantwortlich für die ungewöhnliche Fahrwerksbasis mit dem voluminösen Rahmendurchmesser, inspiriert von einem vor 20 Jahren selbst gefahrenen Mountainbike. 50 mm dicke Stahlrohre rahmen Motor und Batterie des Stadt-E-Motorrads ein und erfreuen den Puristen, denn sie verheimlichen dabei nichts. Alle verbauten Komponenten sind sichtbar, unverdeckt und hinter keiner Verkleidung welcher Art auch immer den Blicken entzogen.

Hilfestellung erhielt Adam nach der Entwicklung der Basis vom Designerkollegen Jack Lennie, der auch die CAD-Vorlagen schuf, und Mike von Survivor Customs, der den Rahmen anfertigte. Die Elektrik samt der am Rahmenende eingebauten LED-Rücklichter, die die Heckansicht bestimmen, übernahm Paul Taplin, zunächst auf traditionelle Art. Später soll eine m-unit blue von Motogadget das System optimieren.

Death to Petrol 5
Übersichtlich und aufgeräumt: das nach außen gerichtete ‚Innenleben‘ des Death to Petrol Bikes.

Innere Werte

Der experimentelle Prototypen-E-Motor stammt vom Hersteller Sur-Ron, der hintere Monoshock-Dämpfer ebenso wie die Sitzbank wurden von KTM angeliefert. Die Zweiarmschwinge wurde extra angefertigt und führt ein 17-Zoll-Hinterrad. Die Reifen für Vorder- (120/70-17) und Hinterrad (150/60-17) stammen von Dunlop, die Bremsen von ISR. Da es bei einem E-Motorrad logischerweise keine Kupplung gibt, wird wie auf einem Mountainbike rechts und links gebremst. Eine weitere Besonderheit ist die Motorhalterung für den Antrieb. Der Motor ist verbunden mit einem Verstellmechanismus, mit dessen Hilfe die Kette gespannt wird.

Death to Petrol 6
Kettendurchhang-Einstellung der besonderen Art: Warum nicht mal den Motor verschieben statt des Rades?

Weitere Details:

  • Controller: Motogadget
  • Radnaben, Felgen: SMPRO
  • Zwillings-LED-Scheinwerfer: Durite.
  • Rücklicht(er): Alchemy Parts
  • LED-Blinker: Motogadget m-blaze

Angaben zu Preis und Verfügbarkeit des bislang nur als Fallstudie existenten, aber hochinteressanten E-Bikes sind noch nicht bekannt. Laut Anbieter wird dies in einigen Monaten nach einer ausgiebiger Testphase der Fall sein.


https://www.untitledmotorcycles.com

Fotos: MJ Studio

Keine Kommentare bislang

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Archive
Kategorien