Verkehrswende

Als ehemaliger Grün-Wähler stand bei mir die Notwendigkeit einer Verkehrswende nie zur Debatte. Spätestens seit den frühen Siebzigern war bekannt, dass unbegrenztes Wachstum nur in Hohlkörpern stattfindet und eine wachsende Bevölkerung und wachsender Wohlstand auf dem besten Weg sind, tägliche Verkehrsinfarkte zu provozieren. Meine persönliche Antwort darauf: ein Motorrad.

Verkehrswende

Das war zugegebener Weise egoistisch, aber wie alle anderen versuche auch ich, das Unabwendbare so weit wie möglich hinauszuzögern und so erträglich wie möglich zu erreichen. Meine Ausrede damals wie heute: Würde der tägliche Berufsverkehr wie in Thailand, Madrid, Paris oder Rom zu nennenswerten Teilen aus Motorrad- und ja, meinetwegen auch Rollerfahrern bestehen, müssten wir nicht laufend kollabierende Verkehrsflüsse ertragen, nur weil irgendwo eine Baustelle aufgemacht wurde.

Verkehrswende ohne Zweiräder? Keine gute Idee.

Drum hört die Signale: Keine Verkehrswende wird ohne einen tiefgreifenden Wandel der Mobilitätskultur des Landes erfolgen und wollen wir nicht auch die nächsten Jahrzehnte noch staugeplagt umherschleichen statt fahren, sollten wir die nachhaltigeren, effizienteren und, möchte ich hinzufügen, erlebnisreicheren Fortbewegungsmittel wie Motorräder nicht übersehen. Weil ich halt Egoist bin, aber das hatten wir ja bereits.

Motorräder und diese anderen hässlichen Dinge, also Roller, sind hervorragende Alternativen zum althergebrachten Automobil. Nicht für jede und jeden, ganz klar, aber doch für viele, die bislang noch in Sesseln durch die Gegend fahren (oder in Staus stehen) und sich fragen, ob das alles im Leben gewesen sein soll. Zweiräder sind schlank, können zu zweit und mehr nebeneinander an der Ampel stehen, Staus fix umfahren, in der Mitte durchziehen (OK, muss man dann halt erlauben) und auch enge Straßen passieren, ohne dass der Gegenverkehr anhalten muss. Davon abgesehen sind sie auch noch schneller. Was will man mehr?

Die Alternative wäre eine Abschaffung des Individualverkehrs in seiner jetzigen Form und die Rückkehr zu 2 x täglich fahrenden Bussen und einer Bahn, die ihre Schienen in der Provinz längst abgerissen hat. Was schwierig sein wird, da eine Bevölkerung, die sofortige Mobilität schätzen gelernt hat, nur widerwillig auf die unattraktive Konkurrenz umsteigen wird. Meine Lösung: Motorräder sollten eine viel stärkere Rolle in der Verkehrswende spielen. Oder überhaupt eine. Und da ich, wie gesagt, Egoist bin, sollten als interessanten Nebennutzen dann auch die kleinlichen Streitereien um Streckenverbote und Auspufflautstärken endlich verebben.

Bört

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