Streusalz

Das Salz in der Suppe bei kalten Nebelfahrten im Winter ist das, was man noch weniger haben möchte als den Nebel und den Winter. Letztere kriechen dir mit jedem Kilometer in die Knochen, verschwinden aber mit dem Kaffee am Zielort. Nur das Streusalz verbleibt. Am, auf und im Motorrad. Auf das es so viel Schaden wie möglich anrichtet.

Welchen Schaden genau richtet Streusalz an?

1) Streusalz fördert Korrosion und lässt Metall rosten, von Aluminiumflächen bis hin zu Schrauben, Bolzen, Schellen und tragende Halterungen. Insbesondere jene in den unteren Regionen des Bikes – was nicht verwundern mag, da dort mit dem Spritzwasser auch am meisten Salz aufgenommen wird. Stark betroffen sind oft die Übergänge vom Krümmer zum Hosenrohr, die Befestigungen einzelner Auspuffelemente und über längere Zeiträume auch die Motorhalterungen. Ganz zu schweigen von den Lagern in Schwinge und Rad, den Bremsscheiben- und Bremssattelbolzen, die Ketteneinsteller, die Kettenradmuttern und die Federbeinbefestigungen.

2) Das in den Wintermonaten aufgenommene Streusalz kann elektrische Verbindungen und Bauteile schädigen, wenn diese exponiert verlegt sind. Nicht sofort und ebenso nicht unbedingt logisch auf Salz rückführbar, entstehen dann irgendwann später Fehlfunktionen im elektronischen System, von flackernden Lichtern, ausfallenden Blinkern bis hin zu mürrischen Startern und Zündaussetzern.

3) Ein klein wenig Gefahr birgt eine Mischung aus Straßendreck und Streusalz auch für die Bremsen. Entgegen der landläufigen Meinung, dass sich die Mischung von alleine auflöst, wenn man nur oft und hart genug bremst, verbleiben die Verschmutzungen auf Scheiben und Belägen und tragen zu einem längeren Bremsweg und einer reduzierten Bremsleistung bei.

4) Nicht nur Metall, auch Kunststoff wird von Streusalz angegriffen. Deren Oberflächen werden rissig und porös und lassen Schmutz in sonst geschützte Bereiche eindringen, beispielsweise über die Dichtungen ins Federungssystem oder über Gummihüllen in die Gelenke beweglicher Teile. Genauso wenig mögen Lacke einen Dauerbeschuss durch Salze und quittieren diesen irgendwann mit Verfärbungen, Mattigkeit oder stumpfem Aussehen. Ganz im Gegensatz zum Streusalz, das wiederum ganz wild auf kleinere oder größere Lackschäden ist, weil es dann das Metall darunter direkt angreifen und munter Rost produzieren kann.

Das Salz ist dieser Suppe ist folglich kein großer Gewinn und sollte tunlichst vermieden oder zumindest minimiert werden:

1) Bleib‘ diesen/nächsten Winter einfach zuhause. OK, das ist jetzt keine echte Alternative, wenn man auf seine Maschine angewiesen ist, bspw. um zur Arbeit zu gelangen. Selbst dann nicht, wenn man nur einen sonnigen Wintertag genießen möchte. Aber es sollte zumindest mal angesprochen werden.

2) Schütze empfindliche Metalloberflächen regelmäßig durch spezielle Konservierungsmittel sowie die Lacke von Tank, Verkleidungen und Rahmen durch Wachse. Schiebe bei häufigeren winterlichen Ausfahrten auch öfter einmal sorgfältige Sichtprüfungen ein, um Wartungsdefizite und Salzschäden frühzeitig erkennen und beseitigen zu können. Warte nicht bis zum Frühjahr damit. Stur durchfahren und das Beste hoffen, wird sich rächen. (Hast du gewartet, solltest du spätestens jetzt loslegen …)

3) Achte darauf, dein Motorrad in den Fahrpausen an möglichst trockenen Orten zu parken. Kalt darf es sein, auch windig. Aber halt nicht nasskalt. Dann werden die korrosiven Kräfte wenigstens nicht auch noch durch zu viel Feuchtigkeit gefördert.

4) Bei gelegentlichen Winterfahrten wasche dein Motorrad jedes Mal sofort nach Abkühlen des Motors (was nicht so lange dauern sollte, wenn es draußen steht). Bei regelmäßigen Fahrten versuche, es zumindest einmal pro Woche zu reinigen. Spüle es dabei gründlich mit kaltem Wasser ab, reinige es mit Motorradreiniger und Schwamm sowie maximal lauwarmen Wasser (weil warmes Wasser die Wirkung des Salzes fördert) und spüle es final und reichlich mit kaltem Wasser ab. Ein Hochdruckreiniger ist nicht unbedingt empfehlenswert, weil du riskierst, eine Salz-Wassermischung in eigentlich unzugängliche Stellen einzutragen.

Spüle und wasche dabei von oben nach unten und widme dich den unteren Regionen besonders sorgfältig. Nach der Wäsche trockne das Bike penibel vor dem Abstellen und erneuere den Korrosions- und Lackschutz. Nur auf eines solltest du verzichten: Trockenfahren. Weil dann der ganze Spaß von vorne beginnt.

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