Indian, Federbein

Die Federung des Motorrads (Gabel und Federbein) trägt dessen gesamte gefederte Masse, also alles, was sich oberhalb der Gabelfedern bzw. des Federbeins befindet. Zusammen mit dem Dämpfungssystem ist die Federung verantwortlich für a) den Fahrkomfort und b) die Fahrsicherheit. Sie selbst gehören mit den Rädern zur ungefederten Masse.

Federn

Die Federn sind jene Teile des Federungssystems, die dafür sorgen, dass der/die Fahrerin nicht fortwährend an den empfindlichsten Stellen durchgeschüttelt und dauertrainiert wird.

Progressiv vs. Linear: Je nach Bauart unterscheidet man/frau zwischen progressiv und linear gewickelten Federn; die progressiv Gewickelten federn bei wenig Belastung weich ein und verhalten sich bei steigender Belastung zunehmend härter, die linear Gewickelten federn bei allen Belastungsstärken gleich weich (oder hart) ein.

Federkennung: Linear gewickelte Federn weisen sich durch zwei Zahlenfolgen aus, beispielsweise 180/40. Die erste Folge gibt die unbelastete Federlänge in Millimeter an und die zweite die Federrate in kg pro Zentimeter. Bei progressiven Federn ist die zweite Kennung ein Bereichswert.

Federrate: Die Federrate gibt die Härte einer Feder in kg/cm an. Bei linear gewickelten Federn ist es, wie gesagt, ein Einzelwert, bei progressiv gewickelten ein Wertebereich.

Eine härtere Feder federt bei gleicher Belastung weniger ein als eine weichere und nimmt umgehend die ursprüngliche Position wieder ein – wohingegen die weichere Feder weniger weit zurück federt, der Grund, warum weiche Federn als komfortabler und harte als sportlich knackig empfunden werden.

Gabelholmaufbau: Gabelfeder, Gabelstopfen, Distanzhülse, Federscheibe, Tauchbein mit Simmerring, Scheibe und Gleitlager, Dämpferkolben, Staubring und Sicherungsclip, Dämpferkolbenschraube, Standbein (von oben nach unten und links nach rechts).
Federweg messen

Federwege

Die Angabe des Federwegs einer Gabel bzw. eines Federbeins ist abhängig von der Beanspruchung:

  • Gesamtfederweg: Summe aus Positiv- und Negativfederweg, also der Federweg der jeweiligen Komponente im unverbauten Zustand. Der jeweilige Wert für Gabel und Federbein ist im Handbuch vermerkt.
  • Negativfederweg: Der Federweg zwischen Null (voll ausgefedert) und der Ruheposition mit Fahrergewicht (fahrdynamische Basis) ist der Negativfederweg
  • Positivfederweg: Der verbleibende Federweg zwischen Ruheposition mit Fahrergewicht (fahrdynamische Basis) und Maximaleinfederung (‚auf Block gehen‘) ist der Positivfederweg.

Erhöht sich die Fahrbelastung durch Zusatzgewichte wie Sozius/Sozia, Gepäck sowie An- und Umbauten (oder alles zusammen), werden die Federn stärker als üblich zusammengepresst. Dadurch erhöht sich der Negativfederweg, während sich der Positivfederweg entsprechend verringert, und in der Folge noch weniger vom Gesamtfederweg zur Verfügung steht als bei einer Belastung nur durch den Fahrer.

Was ebenfalls passiert: Das Bike wird aus seiner vorgesehenen Fahrwerksgeometrie verschoben, wenn die Zusatzbelastung es unterhalb der  fahrdynamischen Basis drückt. Durch Erhöhung der  Federvorspannung kann der Negativfederweg verringert und das Bike zurück in die fahrdynamische Basis angehoben werden.

Federbasis

Statische Basis

Die statische Basis (aka Statischer Federweg aka Federweg I ) bezeichnet die Eintauch-Wegstrecke, die durch das Eigengewicht des Motorrads hervorgerufen wird (angegeben in Millimeter), also den Unterschied zwischen vollständig entspannten Federn  und dem Eintauchen der Federn bei stehender Maschine. Er resultiert aus dem Fahrzeuggewicht der gefederten Masse, das die Federn im Stand zusammenpresst.

Gängige Richtwerte für den Federweg I:

  • Sportmaschinen: 28 bis 33 Millimeter (vorne) und 5 bis 10 Millimeter (hinten).
  • Tourer und Sporttourer: 25 – 30 Millimeter (vorne) und 10 – 15 Millimeter (hinten).
  • Enduros: 30 – 35 Millimeter (vorne) und um die 20 Millimeter (hinten).
Fahrdynamische Basis

Kommt zur statischen Basis das Fahrergewicht hinzu (in voller Montur und normaler Fahrposition), taucht die Maschine über das Ausmaß des Eigengewichts hinausgehend weiter ein. Dies wird als fahrdynamische Basis, dynamischer Federweg oder Federweg II bezeichnet. Als übliche Richtwerte gelten vorne 1/3 des Gesamtfederwegs, hinten 1/4. (Die Gesamtfederwege für Gabel und Federbein deines Bikes sind im Handbuch vermerkt.)

Werden die Werte nicht erreicht, ist der/die FahrerIn zu leicht (bzw. die Federrate zu hart bemessen). Taucht das Bike hingegen vorne und/oder hinten spürbar tiefer ein, ist der/die FahrerIn zu schwer (bzw. die Federrate zu weich ausgelegt). Als Toleranzen können jeweils 10 % hingenommen werden, bei stärkeren Abweichungen steht ein Austausch der Federn mit höheren oder geringeren Federraten an.

Gabelholm, demontiert, sichtbar sind Gabelstopfen, Distanzhülse, Federscheibe, Gabelfeder und Tauchbein

Federvorspannung

Über die Federvorspannung hebst und senkst du die gefederte Masse des Bikes. Eine Erhöhung verringert den Negativfederweg und hebt das Bike, eine Verringerung erhöht den Negativfederweg und senkt das Bike. Somit erfolgt eine Veränderung der Federbasis und der Fahrzeughöhe – nicht aber eine Änderung der Federhärte (Federrate), auch wenn es sich subjektiv so anfühlt. Lässt sich das Bike über die Federvorspannung nach Aufsitzen des Fahrers nicht in die fahrdynamische Basis bekommen, müssen die Federn getauscht werden (härtere Federn für schwerere, weichere für leichtere BikerInnen).

Bild: Die Notlösung, Buchsen zur Erhöhung der Vorspannung einzubauen, ist genau das: eine Notlösung. Das Risiko dabei ist eine auf Block gehende Gabel.

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Kein Problem, der Winter ist angezählt - und auch, wenn er hier und da noch Zicken macht, wird er nicht mehr auf die Füße kommen. Zeit also, das Mopped abzustauben und fahrbereit zu machen.

Wie genau?

gÖrage hat da ein paar Ideen ...