7 Check-ups für einen entspannten Start in die neue Motorradsaison
Batterie raus aus’m Keller, angeschlossen und ab dafür. Kannste machen. Kennen wir alle, denn nach vier bis sechs Monaten Zwangspause locken die ersten zaghaften Sonnenstrahlen, ohne Widerspruch zu dulden, und vermögen noch die Standhaftesten im Nu zu verführen. Frühling, halt. Punkt.
Andersrum: Gehörst du zu jenen, die einer Blitz-Eröffnung zu widerstehen vermögen, bis zumindest die wichtigsten Sicherheitsfragen geklärt sind, möchte dir die nachfolgende Checkliste etwas Unterstützungsarbeit angedeihen lassen.
Inhalt
Check 1: Motorrad-Elektrik
Schnell erledigt und fix abgehakt: die Elektrik. Und zwar in dieser Reihenfolge:
- Batterie frisch aufgeladen?
- OK, dann heißt es, die Vergaser zu fluten (alte Bikes), den Choke zu ziehen (auch die Alten) oder (bei modernen Bikes) das Gas zwei, drei Mal bis zum Anschlag aufzudrehen. Letzteres bei eingeschalteter Zündung , aber ohne zu starten! Damit gibst du dem Steuergerät und der Einspritzung Gelegenheit, sich einzujustieren.
- Jetzt starte den Motor. Läuft er, wenn auch zunächst vielleicht rumpelig, ist die erste Runde vor dem Start in den Frühling abgehakt.

Quäle den Motor aber nicht weiter im Leerlauf, sondern stelle ihn ab und checke die wichtigsten elektrischen Komponenten auf Funktion: Scheinwerfer (Stand-, Fahr- und Fernlicht). Blinker links/rechts (auch Warnblinker). Rückleuchte. Bremslicht (also die Schalter der Vorder- und Hinterradbremse). Motor-Abschaltfunktion des Seitenständers. Hupe. Instrumenten-LEDs und eventuell verbautes Zubehör wie Nebelscheinwerfer.

Check 2: Bremsen
Bremsbeläge sollten gewechselt werden, wenn sie dünner als 2 Millimeter sind. Hierbei kannst du dich unter Umständen an die Belags-Querrillen halten und sie als Verschleißanzeiger nutzen, aber in einigen Fällen sind sie überhaupt nicht dafür gedacht und diesbezüglich nutzlos. Dann bleibt dir nichts, als umständlich auf dem Boden herumzukriechen und zu versuchen, mit einer Taschenlampe einen Blick auf die Dicke der Beläge im Bremssattel zu erhaschen und Selbige einzuschätzen.

Hast du eine Vorstellung über den Ist-Zustand der Beläge gewonnen, rechne bei der Gelegenheit aus, wie lange sie noch reichen werden – ganz klar abhängig davon, in welchem Revier du dich in der Regel rumtreibst und vor allem, wie du es abfährst. Übern Daumen lässt sich sagen, dass du bei moderater Fahrweise in kurvigem Gelände rund 3 Millimeter Belag pro 1.000 Kilometer abrubbelst. Willst du also zumindest für diese Zeit auf der sicheren Seite stehen, sind aktuell 5 Millimeter das Mindeste, was du akzeptieren solltest.
Checke ebenso die Bremsscheibe auf Dicke, Zustand und Rundlauf. Bei Problemen (zu dünn, angelaufen, angerostet oder verzogen) plane einen gleichzeitigen Wechsel von Belägen und Scheibe(n) ein. Außerdem: Wann hast du das letzte Mal die Bremsflüssigkeit gewechselt? Je nach Modell ist es alle 36, 24 oder gar nur 12 Monate fällig.
Überprüfe ferner die Bremswirkung bei rollender Maschine. Lässt das Bike sich danach schwergängiger schieben, sitzen wahrscheinlich die Bremskolben im Sattel fest und müssen wieder gängig gemacht werden. Viel Spaß dabei … ☹
Check 3: Reifen
Deine Reifen können je nach Voralterung auch nach nur wenigen Monaten Stillstand durchaus rissige Flanken aufweisen, mache deshalb mindestens eine Sichtprüfung über den gesamten Umfang. Checke ferner das Gummi auf Verhärtungen, die Laufflächen auf eingedrungene Fremdkörper und die Profiltiefe der Puschen. Hast du für Letzteres kein Messgerät, verwende eine 1-Euro-Münze, deren Rand verschwunden sein sollte. Meist so gar nicht brauchbar sind hingegen die im Reifen integrierten Verschleißmarker, da sie in der Regel nur die US-Grenze von 0,8 Millimeter, nicht aber die hierzulande geltende von 1,6 Millimeter anzeigen.

Ebenfalls wichtig: der richtige Luftdruck. Er wird nach Herstellerangaben bei kaltem Reifen gemessen und auf den erforderlichen Wert gebracht. Idealerweise hast du ein geeichtes Prüfgerät, auf das du zurückgreifen kannst, da die Serviceluftgeräte an der Tanke oftmals zu ungenau sind. Übrigens: Ist der Luftdruck zu gering, können wie bei einem abgefahrenen Profil oder beschädigten Laufflächen bislang unbekannte Probleme wie Lenkerschlagen, schwammiges Einlenken und Vibrationen auftreten.
Check 4: Kette
Schmiere deine Kette vor der ersten Ausfahrt! Auch, wenn es bereits zur Einwinterung geschehen ist. Und achte darauf, dass immer der innere Bereich (also die Seite, die in die Zahnräder greift) geschmiert wird. Sprayst du die Kette von außen ein, ist das zwar bequemer, der Großteil des Fetts verbleibt dann aber völlig nutzlos auf der Oberseite des Kettenstrangs und wird in großen Teilen abgeschleudert. So gut kann die Haftwirkung gar nicht sein, egal, was der Hersteller des Sprays verspricht.

Ist die Kette geschmiert, überprüfe den Kettendurchhang und korrigiere ihn, falls notwendig. Checke bei der Gelegenheit ferner, ob der Kette bereits Dichtringe fehlen und ob sie nicht verschlissen ist. Letzteres erkennst du, wenn du beim Einstellen des Kettendurchhangs am Ende der Fahnenstange angekommen bist oder die Kette trotz eingestellter Spannung mehr als 3 Millimeter vom Kettenrad hinten abgehoben werden kann.
Check 5: Motor & Federung
Stimmt der Ölstand? Hierzu lasse den Motor zunächst ein paar Minuten im Leerlauf laufen, stelle ihn ab, warte ein paar weitere Minuten und lese dann den Stand der Dinge ab. Hintergrund: Nach einigen Monaten Stillstand befindet sich jeder Tropfen Motoröl unten in der Ölwanne; es empfiehlt sich aber, die Messung vorzunehmen, wenn ein Teil davon sich wieder im Motor verteilt hat und auch so schnell noch nicht wieder zurückgekehrt ist.

Warst du im Herbst zu faul für einen Ölwechsel, steht er spätestens jetzt an (soweit überfällig). Öl altert, auch wenn es nicht arbeitet und monatelang nur im Motor rumlungert. Eigentlich sollte man/frau gar nicht erst mit altem Öl in die Winterpause gehen, da verschiedene aggressive Substanzen die Zeit nutzen, um Schaden anzurichten, aber wenn es denn nicht anders ging, hole die Arbeit wenigstens jetzt nach. (Die Kollegen von Custombike halten hierzu wertvolle Tipps für dich bereit. Es lohnt sich, dort mal reinzuschauen.)
Übrigens: Stimmt der Flüssigkeitsstand des Kühlwassers? Weißt du es nicht, checke. Und kontrolliere bei der Gelegenheit alle Komponenten, die irgendwie Leck schlagen können, also Dinge wie Tank, Benzinhahn, Benzinschläuche, Vergaser/Einspritzer, Bremsschläuche, Bremsbehälter, Bremsventile, Ölablassschraube, Ölfilter, Ölkühler, Ölschläuche, Wasserkühler und -schläuche.
Zu guter Letzt tauche nacheinander die Gabel und das Federbein stark ein und überprüfe beide Komponenten auf Anzeichen von Undichtigkeiten wie einen Schmierfilm oder Ölnebel.

Check 7: Du selbst
Gewöhne dich entspannt wieder ans Bikefahren und lasse deine Reflexe sich wieder einspielen. Zwar wirst du das Gefühl haben, nach der langen Pause besser fahren zu können als zuvor – was zum Teil auch stimmt, weil Lernen ohne Konsolidierungsphase einfach nicht funktioniert. Aber nichtsdestotrotz bist du aus der Übung und musst, wie dein Motor, erst wieder warm werden.
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