Naked Bikes

Wie die Bezeichnung bereits nahelegt, sind Naked Bikes Motorräder ohne Verkleidung. Das ist für sich natürlich eine wenig spektakuläre Aussage, denn zumindest ältere Semester wissen, dass es für viele Jahrzehnte ausschließlich Straßenmaschinen ohne Verkleidung gab, auch ohne besondere Bezeichnung. Erst das Aufkommen erster Serienmotorräder mit Rennmaschinencharakter in den 80ern (also mit Teil- oder Vollverkleidungen), machte eine Unterscheidung notwendig, und die fiel den Marketingleuten mit der naheliegenden Bezeichnung ‚Naked Bike‘ ein.

Naked Bikes sind in der Regel funktionell breit angelegte Serien-Straßenmaschinen für Freizeit und Alltag in der Stadt und auf der Landstraße und bevölkern in hoher Modellvielfalt die Straßen . Von Natur aus weniger speziell konzipiert als Enduros, Sportmaschinen, Cruiser oder Tourer, sind sie oft trotzdem für deren jeweilige Einsatzzwecke brauchbar – wenn auch mit Abstrichen und abhängig vom Modell mit herstellerseitig bewusst angelegten Schwerpunkten. Du möchtest mit einem Standardbike kaum die Sahara durchqueren, aber für Tagestrips, die auch mal Feldwege mit einbeziehen, kann das eine oder andere Modell durchaus brauchbar sein. Oder auf der anderen Seite: Für echte Ellenbogenkratzer oft zu unterdimensioniert, können die ’nackten‘ Maschinen im Ausnahmefall dennoch auf der Rennstrecke Spaß machen. Nicht unbedingt so, dass du Attacken damit ausführen möchtest, aber genug, um Adrenalin auszuschütten.

Funktionell betrachtet, verfügen Standardbikes über solide und ausgereifte Motoren mit ausreichend Leistung über einen breit angelegten Drehzahlbereich sowie einem Fahrfehler oft verzeihenden Fahrwerk, das Wert auf Handlich- und Wendigkeit legt.  

Naked Bike
Designstudie Naked Bike

Alternativbezeichnungen

Vereinzelt wird dieser Typ Motorrad als ‚Allrounder‘ oder Standardbike bezeichnet, was zu Recht vermuten lässt, dass es sich um Motorräder für einen breiten Markt handelt. Unter anderem auch, weil es der Typ Motorrad ist, der am ehesten gekauft wird, wenn jemand zwar generell Interesse an gut motorisierten Zweirädern hat, nicht jedoch so recht sicher ist, welche Ausführung ihr oder ihm am meisten liegt.

Auf der anderen Seite: Marketingtechnisch bringen beide Begriffe nichts auf die Waage, weshalb sich zur einfachen Kategoriebezeichnung mit den Jahren weitere Begriffe etablierten, darunter das ehemals eher nichtssagende Roadster sowie diverse Retro-Unterkategorien wie Scrambler und Café Racer – wobei Roadster eine reine Marketingerfindung war, während die Verweise auf Custombikes früherer Epochen zumindest auf tatsächlich vorhandene optische Anleihen beruhen.

Windschild & Cockpitkanzel

Der im Gegensatz zu verkleideten Motorrädern erhöhte Windwiderstand ist eine Sache, mit der man bei Naked Bikes leben muss. Zwar wird der eine oder andere Biker versucht sein, dem ein wenig entgegenzusteuern, aber der Erfolg solcher Maßnahmen hält sich in Grenzen.

  • Windschild: Windschilde an Naked Bikes sind meist relativ klein gehaltene Zubehörelemente, die die Aerodynamik ein wenig verbessern und Winddruck vom Brustkorb fernhalten.
  • Cockpitkanzel: Cockpitkanzeln sind Scheinwerferverkleidungen, die wahlweise an der Gabel bzw. dem Scheinwerfer oder am Rahmen befestigt sind. Je nach Ausführung verfügen sie auch über einen kurzen Windschild. Immerhin: Als Wetterschutz leisten sie zumindest rudimentäre Arbeit und schützen dahinter liegende Elektronikbauteile. Auch kann der Windwiderstand bei hohen Geschwindigkeiten spürbar abnehmen.

Ergonomie

Die Standposition auf einem Naked Bike erlaubt einen satten, sicheren Auftritt, das abgesetzte Knie ist leicht angewinkelt und der Oberkörper aufgerichtet. Befinden sich die Hände am Lenker, ist der Oberkörper marginal nach vorne gebeugt.

Die Fahrposition mit Knieschluss am Tank bedingt moderat angewinkelte Knie, leicht geneigte Füße, einen dezent vorgebeugten Oberkörper sowie leicht angewinkelte Ellenbogen. Die Hände befinden sich oberhalb der Kniehorizontalen und die Linie Unterarm/Hand verläuft geradlinig. Die Füße befinden sich mehr oder weniger auf einer Vertikalen mit der Schulter, die wiederum zwar etwas versetzt zur Hüfte liegt, dafür aber den Ellenbogen auf eine Vertikale mit dem Kniewinkel bringt.

Standposition Naked Bike
Fahrposition Naked Bike

Alles in allem ist die Haltung ideal für Fahranfänger. Sie ermöglicht ein gutes Gefühl für Vorderrad und Straße, erlaubt eine effektive Fahrkontrolle und Verkehrsübersicht und ist in weiten Teilen bequem. Einzig der moderat gebeugte Oberkörper kann sich auf Dauer und sehr langen Strecken nachteilig für Rücken und Handgelenke erweisen.