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Wer sich den Motorradmarkt heutzutage anschaut, wird auf den ersten Blick eine erschlagende Fülle verschiedenster Modelle diagnostizieren. Wer genauer hinsieht, wird jedoch nicht umhinkommen, einzugestehen, dass die meisten Modelle relativ wenigen Motorrad-Kategorien zugeordnet werden können und sich in ihren Eigenschaften ähneln …

Motorradkategorien
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Standard/Naked Bike

Vereinzelt als Standardbikes bezeichnet, bevölkern Naked Bikes in immenser Modellvielfalt die Straßen. Was nicht verwundern mag, ist es doch die Art Motorrad, das am ehesten gekauft wird, wenn jemand zwar an Motorrädern interessiert, nicht jedoch so recht sicher ist, welcher Typus ihr oder ihm denn am meisten liegt.

Naked Bikes sind in der Regel funktionell breit angelegte Serien-Straßenmaschinen ohne Verkleidungen für Freizeit und Alltag in der Stadt und auf der Landstraße. Von Natur aus weniger speziell konzipiert als Enduros, Sportmaschinen, Cruiser oder Tourer, sind sie oft trotzdem für deren jeweiligen Einsatzzwecke brauchbar – wenn auch mit Abstrichen und abhängig vom Modell mit herstellerseitig bewusst angelegten Schwerpunkten. Du möchtest mit den meisten kaum die Sahara durchqueren, aber für Tagestrips, die auch mal Feldwege mit einbeziehen, kann das eine oder andere Modell durchaus brauchbar sein. Oder auf der anderen Seite: Für echte Ellenbogenkratzer oft zu unterdimensioniert, können die ’nackten‘ Maschinen im Ausnahmefall dennoch auf der Rennstrecke Spaß machen. Nicht unbedingt so, dass du Attacken damit ausführen möchtest, aber genug, um Adrenalin auszuschütten.

Alternativbezeichnungen: Die Universalität unverkleideter Motorräder macht es leicht, der Gattung mit dem einen oder anderen Werbebegriff zu mehr Absatz zu verhelfen. Beispiele sind als  Retros gehandelte Bikes, die in der Optik Anleihen bei verflossenen Modellen des vergangenen Jahrhunderts machen, und andere als eigenständige Gattung nicht existente Motorräder wie  Roadster.

Naked Bike
Designstudie Naked Bike

Ergonomie Naked Bike

Die Standposition auf einem Naked Bike erlaubt einen satten, sicheren Auftritt, das abgesetzte Knie ist leicht angewinkelt und der Oberkörper aufgerichtet. Befinden sich die Hände am Lenker, ist der Oberkörper marginal nach vorne gebeugt.

Die Fahrposition mit Knieschluss am Tank bedingt moderat angewinkelte Knie, leicht geneigte Füße, einen dezent vorgebeugten Oberkörper sowie leicht angewinkelte Ellenbogen. Die Hände befinden sich oberhalb der Kniehorizontalen und die Linie Unterarm/Hand verläuft geradlinig. Die Füße befinden sich mehr oder weniger auf einer Vertikalen mit der Schulter, die wiederum zwar etwas versetzt zur Hüfte liegt, dafür aber den Ellenbogen auf eine Vertikale mit dem Kniewinkel bringt.

Standposition Naked Bike
Fahrposition Naked Bike

Alles in allem ist die Haltung ideal für Fahranfänger. Sie ermöglicht ein gutes Gefühl für Vorderrad und Straße, erlaubt eine effektive Fahrkontrolle und Verkehrsübersicht und ist in weiten Teilen bequem. Einzig der moderat gebeugte Oberkörper kann sich auf Dauer und sehr langen Strecken nachteilig für Rücken und Handgelenke erweisen.

Sportbike

Im Gegensatz zu Naked Bikes, die, wie der Name bereits sagt, in der Regel komplett ohne Verkleidungsteile auskommen, zeichnen sich Sportmotorräder kaum übersehbar dadurch aus, dass sie nach vorne hin verkleidet sind. Sinn und Zweck der Übung ist die Verbesserung der Aerodynamik, um die Straßenrenner die wichtigen Zehntelsekunden Vorsprung vor der nächsten Autobahnraststätte bzw. bei der Wochenend- oder Feierabendrunde auf der Rennstrecke zu verschaffen.

Ob Rennmaschinen für Geschwindigkeitsjunkies sinnvolle Anschaffungen für Fahranfänger sind? Motorräder dieses Typs kommen forsch zur Sache. Sie sind auf Anzug und hohe Geschwindigkeiten getrimmt, mögen hart rangenommen werden und verfügen über bissige Bremsen. Für Ungeübte, die Fahrreaktionen von Motorrädern noch nicht richtig verinnerlicht haben, könnte das Probleme bereiten. Auch die wenig komfortable Sitzposition und die hart abgestimmte Federung, die bereits kleine Unebenheiten durchreicht, ist nicht jedem/jeder willkommen.

Ergonomie Sportbike

Im Stand unterscheidet sich die Sitzposition kaum vom Naked Bike und erlaubt einen satten, sicheren Auftritt. Das Knie des abgesetzten Beins ist dabei leicht angewinkelt und der Oberkörper befindet sich in aufrechter Position. Greifen die Hände den Lenker, fällt die Sitzposition weniger komfortabel, weil stärker nach vorne gebeugt, aus.

In der Fahrposition verlässt der/die PilotIn die auf Naked Bikes übliche Komfortzone nahezu vollständig zugunsten einer aggressiveren Sitzposition mit stärker vorgebeugtem Oberkörper. Beim entspannten, moderaten Vorbeugen befinden sich die Hände auf einer Linie mit der Kniehorizontalen, der Kniewinkel am Tank fällt eng aus, die Füße sind geneigt und die Ellenbogen stärker angewinkelt als am Standard-Bike. Die Füße befinden sich vor der Vertikalen zur Hüfte und die Schultern nahezu auf der Vertikalen mit den Knien.

Sportbike Standposition
Sportbike Fahrposition

Beugt sich die Fahrerin oder der Fahrer weiter nach vorne, fallen die Unterschiede zum Standard-Bike drastischer aus: Der Kniewinkel am Tank verengt sich weiter, die Füße werden stärker geneigt, die Ellenbogen stärker angewinkelt und die Füße können auf die Vertikale mit der Hüfte sowie die Schultern vor der Vertikalen mit den Knien rutschen.

Sportbike Fahrposition

Die körperliche Belastung beim Fahren eines Sportmotorrads sollte nicht unterschätzt werden. Je stärker die Ellenbogen nach hinten rücken, desto höher die Belastung für die Trizeps-, Unterarm- und Rückenmuskulatur sowie der Gelenke für Hand, Ellenbogen und Hüfte.

Für Fahranfänger ist die anstrengende Sitzposition eher weniger geeignet, auch wenn Übung und gezieltes Training der beteiligten Muskulatur relativ schnell Erleichterung bringen. Nachteiliger als der Komfortverlust und die Anstrengung ist die Einschränkung im Verkehrsgeschehen. Bedingt durch einen nach vorne geneigtem Kopf leidet der Überblick, insbesondere beim schnellen Blick über die Schulter nach hinten und beim Tragen eines Integralhelms (was die Regel ist).

Cruiser

Cruiser bilden eine aus Soft- und echten Choppern entstandene Motorradgattung, die zum entspannten Dahingleiten einladen will, und sind damit sind so etwas wie die modernen, bequemeren Nachfahren der Chopper der Siebziger aus dem letzten Jahrhundert – minus langer Gabeln und unbequemer Sitze. Beiden gemein ist die chillige Fahrweise, obgleich Cruiser nicht in erster Linie für ausgedehnte Highway-Etappen (dafür gibt es Tourenbikes) konzipiert wurden. Immerhin, sie sind durchaus in der Lage, Selbige ohne Kreuz- und Po-Schmerzen zu absolvieren.

Die Maschinen sind gebaut für kurze wie lange Trips in Städten wie auf Landstraßen. Bei diesem Motorradtyp ist Geschwindigkeit ebenso zweitrangig wie Wendigkeit – und Komfort nahezu alles. Das beginnt bei den Motoren, die ihre Kraft eher gemächlich kontrollierbar als aggressiv entfalten und endet beim Fahrwerk mit einem Lenkkopfwinkel, der das Vorderrad weiter vom Rahmen positioniert und einen stabilen Geradeauslauf sichert.

Ergonomie Cruiser

Die Sitzhöhe ist bei Cruisern geringer als bei Standard-Bikes, wodurch die Knie im Stand stärker angewinkelt werden und der Oberkörper komfortabel und kerzengerade auf der Hüfte sitzt.

Die Fahrposition entspricht nahezu der Sitzposition im Stand. Im Prinzip werden nur die Füße hochgelegt und dadurch die Knie erhöht, während die Ellenbogen nach vorne und oben rutschen. Dank des hochgebauten und nach innen gerichteten Lenkers, der dem Fahrer bzw. der Fahrerin entgegenkommt, entspricht die Oberkörperhaltung dem kerzengeraden Bild im Stand.

Hinweis: Im Gegensatz zu den Piloten der meisten anderen Bikes haben Cruiserfahrer mehr Möglichkeiten, ihre Füße zu platzieren. Wem es weiter vorne nicht oder nicht auf Dauer behagt, der oder die kann sie ebenso weiter hinten absetzen. An der bequemen Haltung ändert dies kaum etwas.

Cruiser Fahrposition
Cruiser Fahrposition

Für Fahranfänger sind Cruiser ideale Partner. Die Sitzposition im Stand wie beim Fahren vermitteln zusammen mit den bärigen und Fahrfehler verzeihenden Motoren Sicherheit und Kontrolle, die aufrechte Haltung erlaubt einen wenig eingeschränkten Verkehrsüberblick und der Fahrkomfort ist dank Fahrwerk und Federung etwas, auf das gewöhnliche Piloten neidisch werden können. Zumindest wenn es um längere Strecken geht.

Scooter

Sind Scooter Motorräder? Geht man/frau davon aus, wie oft Scooterpiloten während ihrer Fahrten gegrüßt werden, eher nicht, und natürlich gibt es obendrein visuelle Unterschiede, aber das wesentliche Kriterium ist erfüllt: Ein Rad hinten, eins vorne – und so sind Scooter irgendwie auch Motorräder.

Aber im Ernst: Scooter existieren in einer extremen Modellvielfalt, darunter kleinere für den Einsatz in der Stadt und bullige Vertreter für den Dauereinsatz, auch auf langen Strecken. Die augenfälligsten Konstruktionsunterschiede zum ‚echten‘ Motorrad: Es gibt keinen Knieschluss zum Tank (auf Motorrollern befinden sich die Knie hinter einer Verkleidung und sind frei beweglich), die Räder kommen klein daher (gibt den Teilen ihre Wendigkeit) und die Füße ruhen auf einer Plattform. Ferner verfügen alle Roller über eine Automatikschaltung und gebremst wird wie beim Fahrrad mit den Lenkerhebeln rechts und links.

Ergonomie Scooter

Die Sitzposition vor der Ampel ist ähnlich komfortabel wie beim Cruiser, der Stand ist sicher bei leicht angewinkelten Knien und einem nahezu kerzengerade auf der Hüfte sitzenden Oberkörper.

Auch die Fahrposition ist Cruiser-ähnlich und entspricht bis auf die auf der Fußplattform geerdeten Knien der Sitzposition. Die Oberschenkel nähern sich der Waagerechten, die Knie befinden sich leicht unterhalb der Hüfte und der Oberkörper sitzt wie im Stand nahezu aufrecht auf den Hüften. Da der Lenker nach innen geneigt ist, befinden sich die Ellenbogen nah am Oberkörper.

Scooter Standposition
Scooter Fahrposition

Für Fahranfänger sind Scooter bequeme und wendige Partner, die den Einstieg in die Zweiradwelt leicht machen. Altgedienten Bike-Veteranen auf der anderen Seite könnte der Umstieg schwerfallen, weil die Füße höher als gewohnt geparkt werden und keinerlei Bedienungsfunktionen zugewiesen bekommen (das Schalten übernimmt das Automatikgetriebe und die Vorderradbremse befindet sich dort, wo sonst das Kuppeln betrieben wird).

Tourenbike

Tourenbikes sind Motorräder, die eigentlich für vier Räder vorgesehen waren, aus Versehen aber nur zwei abbekamen. Die vereinzelt als fahrende Gartenhäuschen (meist wohlmeinend) verunglimpften Bikes zeichnen sich durch Unmengen an Stauraum aus, gepaart mit flauschigen Sitzeinheiten und nicht selten Stereoanlagen. Soll heißen: Sie sind konstruiert, ein Maximum an Gepäck mit relativ hohen Geschwindigkeiten über weite Strecken zu transportieren, als Möbelwagen unter den Motorrädern, sozusagen.

Tourenbike
Designstudie Tourenbike

Ergonomie Tourenbike

Tourenbikes sind prinzipiell immer eines: komfortabel. Was Sinn macht, denn Stunden im Sattel zu verbringen, hinterlässt seine Spuren. In neutraler Position sitzt der/die PilotIn ähnlich wie auf einem Naked Bike: Das Standgefühl vermittelt Sicherheit bei leicht angewinkelten Knien und aufgerichtetem Oberkörper.

In der Fahrposition werden die Füße auf Plattformen im vorderen Bereich positioniert und die Haltung entspricht ähnlich der auf Cruisern: Die Knie sind leicht erhöht, die Ellenbogen rutschen nach vorne und die Oberkörperhaltung ist aufrecht. Variiert werden kann die Haltung durch Positionierung der Füße weiter vorne oder weiter hinten.

Tourenbike Standposition
Tourenbike Fahrposition

Für Fahranfänger eignen sich Tourer bedingt. Bequem, ja, aber auch sehr schwer und wuchtig. Wenn man/frau bedenkt, dass ein Motorrad nicht nur gefahren, sondern bei Gelegenheit ebenso geschoben und rangiert wird (unter Umständen auf unbefestigten Untergründen), dann sollte frau/ man schon genügend Kraft und Erfahrung mitbringen.

Sporttourer

Ein Sporttourer ist eine Mischung aus Sportmotorrad (schneller als eine reine Tourenmaschine) und Tourenmaschine (bequemer als ein reines Sportmotorrad), also bequem genug, um längere Strecken zu absolvieren, und sportlich genug, um bei Bedarf ums Eck zu flitzen. (Ob das Auge eine Kombination aus aerodynamischer Verkleidung vorne und wuchtigen Koffern hinten ebenso mag, ist eine andere Frage.)

Ausgerüstet mit Halbschalen und Kofferträgern sind sie dank ihres meist Fehler-verzeihendem Fahrverhaltens eine oft und gerne von Wieder- und Neueinsteigern genutzte Zweiradvariante. Erstere, um das Gefühl für Straße und Fahrverhalten wieder zu erlangen, Letztere, um Selbiges erst einmal kennenzulernen.

Sporttourer
Designstudie Sporttourer

Ergonomie Sporttourer

Sporttourer sind im Stand nicht viel anders zu händeln als gewöhnliche Naked Bikes. Die Füße erreichen bequem den Boden und vermitteln Standsicherheit. Das abgesetzte Bein ist in den Knien leicht angewinkelt, der Oberkörper aufgerichtet gerade bzw. marginal nach vorne gebeugt, wenn die Hände am Lenker sind.

Auch in Fahrposition finden sich viele wie auf einem Naked Bike wieder. Mit Knieschluss am Tank, moderat angewinkelten Knien und Füßen, einem leicht vorgebeugten Oberkörper und wenig angewinkelten Ellenbogen kommt man/frau dank der üblicherweise verbauten Superbike- oder Superbike-ähnlichen Lenker flink ums Eck. Die Hände befinden sich dabei oberhalb der Kniehorizontalen, die Füße in etwa auf einer Vertikalen mit der Schulter. Die Linie Unterarm/Hand verläuft geradlinig, die Schultern liegen versetzt zur Hüfte und die Ellenbogen nahezu auf einer Vertikalen mit den Knien.

Sporttourer Standposition
Sporttourer Fahrposition

Sporttourer sind für Fahranfänger besser geeignet als echte Sportmotorräder – und dienen sich nebenbei als Alternativen für rückengeplagte Sportfahrer an. Sie vereinen gutes Handling mit genügend Gefühl für Vorderrad und Straße, verzeihen Fahrfehler eher, erlauben eine weniger eingeschränkte Verkehrsübersicht als reine Sportmaschinen und sind obendrein bequemer zu fahren.

Dirtbike

Dirtbikes sind Motorräder, die ausschließlich im Gelände unterwegs sind. Sind sie es nicht, hören sie auf die Namen Enduros und Adventure-Bikes und haben legalisierende Anbauten an Bord. Licht beispielsweise.

Die ‚echten‘ Dirtbikes sind ausschließlich für den Einsatz im Gelände konzipiert, um dort die komplette Palette Untergründe abzufrühstücken, die Mutter Natur in ihrer Weisheit zu genau diesem Zweck erschaffen hat. Hierfür kommt dieser Typ Motorräder mit hohen Federwegen daher, die die Sitzposition in jene Höhen über den dick-profiligen Reifen hebt, die der darunterliegende Motor benötigt, um nicht ständig auf Bodenwellen, Baumstämmen und Ähnliches aufzusetzen. Weitere Kennzeichen: Kleine Motoren, sehr leichtes und Anbauten-freies Fahrwerk und der Verzicht auf alles, was ein Motorrad zum legalen Einsatz auf Straßen benötigt: Scheinwerfer, Blinker, Zündschloss, Bremslicht usw.

Dirtbike
Designstudie Dirtbike

Ergonomie Dirtbike

Dirtbikes sind hoch gebaut. Und damit fängt für einige das Elend an, da sie Probleme haben, im Stand mit beiden Füßen auf dem Boden zu ankern. OK, man/frau kann schräge stehen, Hauptsache, die andere Seite lässt den Gang einlegen, aber in bestimmten Fahrsituationen, in denen beide Beine am Boden benötigt werden, kann es durchaus zum Nachteil gereichen.

Ansonsten entspricht die Oberkörperhaltung im Stand derjenigen im Fahreinsatz, die Knie sind angewinkelt und liegen am Tank an. In beiden Fällen sitzt der/die PilotIn dank des hohen und breiten Lenkers komfortabel aufrecht, mit den Schultern oberhalb der Hüfte und minimal angewinkelten Ellenbogen. Der Kopf befindet sich auf einer Vertikalen mit den Füßen.

Dirtbike Standposition
Standposition Dirtbike
Dirtbike Fahrposition
Fahrposition Dirtbike

Allerdings: Dirtbike-FahrerInnen verbringen wenig Zeit mit dem Hintern auf dem langgezogenen Sitz und viel im Stehen. Dann verändert sich die Haltung entsprechend: Die Kniewinkel werden drastisch kleiner, die Hüfte wird nach oben gepresst und rutscht nach vorne, der Oberkörper wird leicht gebeugt und die Ellenbogen strecken sich. Die meiste Arbeit leisten dabei die Oberschenkel- und Rückenmuskeln.

Dirtbike Fahrposition
Stehende Fahrposition auf einem Dirtbike
Dirtbike
Fliegende Fahrposition 😉

Apropos langer Sitz. Damit ist nicht geplant, eine(n) Mitfahrer(in) von A nach B zu transportieren, sondern verschiedene Fahrpositionen einzunehmen, je nachdem, welche der Untergrund zur Bewältigung erzwingt. Hierfür nutzen Dirtbike-FahrerInnen die gesamte Fläche, je nach Fahrsituation, und verändern mit ihrem Körpergewicht den Schwerpunkt.

Dirtbike Fahrposition
Nach vorn gerutschte Fahrposition auf einem Dirtbike
Dirtbike Fahrposition
Nach hinten gerutschte Fahrposition auf einem Dirtbike

Enduro

Eine Enduro ist so etwas wie ein Weihnachtsbaum-Dirtbike, ein Offroad-Motorrad mit Leuchten wie Bremslicht, Scheinwerfer, Blinker usw. Ebenfalls an Bord: Ein Nummernschild, das der Dirtbike-Verwandten zusammen mit der TÜV-konformen Ausstattung die notwendige Legalität verleiht, auf öffentlichen Straßen gefahren werden zu dürfen.

Für die Sitz- bzw. Fahrposition sind keine Unterschiede zum Dirtbike zu vermerken …

Adventurebike

Das Adventurebike (bekannter Vertreter: African Twin) ist eine Mischung aus Dirt- und Tourenbike und die Idealbesetzung für Weltenbummler, deren Heimat unbefestigte Straßen sind. Es ist so etwas wie der große Onkel der Enduro mit deutlichen Anleihen beim Tourenmotorrad.

Viel schwerer und größer als Dirtbikes und mit wesentlich mehr Motorkraft und einem deutlich bequemeren Sitz ausgerüstet, fühlt sich der Tourer sowohl auf Straßen als auch auf schlechten Wegen und im Gelände wohl. Zynisch gesprochen, handelt es sich bei einem hierzulande erworbenen Adventurebike im Prinzip um das Zweirad-Äquivalent zum SUV, weil es in der Regel eher auf befestigten Straßen bewegt wird als im Gehölz oder in der Sahara. Aber auch hier ist der Spaßfaktor enorm, wenn man oder frau mit dem Gewicht klarkommt.

Adventurebike
Designstudie Adventure-Bike

Ergonomie Adventurebike

Wie Dirtbikes sind Adventure-Motorräder hoch gebaut. Zwar nicht so hoch, dass normalgroße Piloten mit den Zehenspitzen herumtänzeln müssen, um das Gleichgewicht an der Ampel zu halten, aber genug, um bei normalgroßen Piloten (m/f) ausgestreckte Beine zu erzwingen. Hinzu kommt das massive Gewicht, das zusätzlich ausbalanciert werden will.

Was die Fahrposition betrifft, so entspricht sie im Wesentlichen derjenigen des Dirtbikes. Die Knie befinden sich angewinkelt am Tank, während der/die PilotIn komfortabel und nur ganz wenig nach vorne geneigt aufrecht sitzt. Die Schultern liegen ein wenig versetzt oberhalb der Hüfte, die Ellenbogen sind minimal angewinkelt und der Kopf befindet sich auf einer Vertikalen mit den Füßen.

Auch beim Fahren im Stehen, beispielsweise um das eher bullige Adventurebike kontrolliert durchs Unterholz zu bewegen, macht sich die Nähe zum Dirtbike bemerkbar. Die Kniewinkel sind entsprechend geringer, die Hüfte rutscht näher zum Schwerpunkt, der Oberkörper ist leicht gebeugt und die Ellenbogen gestreckt.

Adventurebike Fahrposition
Adventurebike Fahrposition

Custombike

Traditionell handelt es sich bei Custombikes um Serienmotorräder, deren ursprüngliche Ausstattung reduziert, ergänzt oder geändert wird, um individuell stärker gewünschte Attribute wie Offroadeignung, Geschwindigkeit, etc. mehr in den Vordergrund zu stellen, als vom originalen Hersteller vorgesehen. Zu diesen Arbeiten gehören beispielsweise eher einfache Prozeduren wie das Entfernen von Verkleidungsteilen und Zubehör (Koffer, Spiegel, Blinker, Kennzeichenhalter usw.), in weiteren Ausbaustufen aber auch der Austausch oder die Modifikation von Komponenten wie Lenker und Sitz sowie radikale Maßnahmen wie direkte Eingriffe an Rahmen und Funktionen. Ein weiterer Aspekt ist das durch die Umbauten veränderte Äußere, das die Anhänger der Szene als visuelle Aufwertung empfinden.

Die ältesten Vertreter der Custombike-Bewegung sind die Bobber (vom englischen  to bobstutzen), von denen die ersten Exemplare in den 1940er- und 1950er-Jahren die Straßen der USA bereicherten. Danach folgten die  Café Racer, die im England der 1950er- und 1960er-Jahre gebaut wurden und die Chopper (vom englischen  to chop offabhacken ), mit deren Bau die Szene Ende der 1960-er in den USA begann. Ebenfalls ein Kind der 60er Jahre sind die heutzutage kaum noch als Custombikes wahrgenommenen  ScramblerZeitlich neuere Custombike-Varianten sind  Entwicklungen wie StreetfighterRatbike  und Tracker sowie Mischungen aus den verschiedenen grundlegenden Stilen in jeweils unterschiedlichen Gewichtungen.

Bobber
Bobber (Designstudie)

Bobber waren in ihren Anfängen umgebaute Serienmaschinen, die typischerweise von überschüssigen Karosserieteilen befreit wurden, um durch das verringerte Gewicht die Leistung und die Endgeschwindigkeit zu erhöhen. So entfernte man den vorderen Kotflügel, kürzte den hintere und verbaute einen Einzelsattel als Sitzgelegenheit, meist eine Art ungefederter und überdimensionierter Fahrradsattel. Historische Bobber verfügten als Hardtails auch über keine Hinterradfederung.

Café Racer
Café Racer (Designstudie)

In seinen Ursprüngen Ende der 50er Jahre waren Café Racer umgebaute englische Serienmotorräder eines bestimmten Herstellers. Die Umbauten richteten sich am Rennsport aus und zielten auf Gewichtsreduktion durch den Abbau aller nicht notwendigen Teile, um mehr Geschwindigkeit zu erreichen. Ergänzend erfolgten der Anbau eines niedrigen, schmalen Lenkers, um die Areodynamik zu verbessern, sowie der Austausch der Sitzbank durch einen Einzelsitz mit oder ohne Höcker.

Bezeichnend für die Custombike-Szene in ihren Anfängen war, dass sie von sozialkritischen Strömungen begleitet wurden, welche vermutlich die Assoziation von Rebellion und Unangepasstheit begründeten, die der Motorradszene seit damals anhaftet, unterstützt durch eine aufbegehrende Jugend, die Zweiräder alleine aus Kostengründen bevorzugten. Die Bobber der ersten Jahre (Ende 1940) sollten sich bewusst von den als spießig wahrgenommenen Motorrädern der Nachkriegszeit abheben, während die Ende der 50er Jahre in Mode kommenden  Café Racer als Identifikationshilfe einer rebellierenden jugendlichen Subkultur aus dem Arbeitermilieu dienten, die für illegale Rennen auf öffentlichen Straßen und zu Showfahrten zum nächsten Straßencafé genutzt wurden. Mit den gegen Ende der 60er Jahre auftauchenden Choppern erreichte die offen zur Schau getragene Rebellion ihren letzten Höhepunkt. Hierbei handelte es sich um Gebrauchtmotorräder, die in der Tradition der Bobber extrem reduziert wurden, stilistisch aber eine neue Richtung einschlugen – teilweise mit abstrus hohen Lenkern, weit nach vorne verlegten Fußrasten und grenzwertig langen Vorderradgabeln. Der Name leitet sich übrigens aus dem Wort ‚Chopped Hog‘ ab, in etwa ‚Hackfleisch‘, der zum einen auf den Teileabbau anspielt und zum anderen der Abgrenzung von den schwerfälligen Harleys der Polizei (die abfällig als ‚Hogs‘ (Schweine) bezeichnet wurden), dienen sollte.

Chopper
Chopper (Designstudie)

Der klassische, ursprünglich im US-amerikanischen Kalifornien entstandene Chopper zeichnet sich durch eine lange Vorderradgabel aus, die oft in einem Winkel von 45 Grad oder mehr geneigt ist. Der Lenker ist in der Regel hoch und nach hinten gezogen, während der Sitz niedrig und im hinteren Bereich positioniert ist. Die Räder sind meist überdimensioniert, aber zumindest vorne schlank gehalten. Verkleidungen sind nahezu nicht existent und neben Fahrwerk und Motor ist das Bike auf das Wesentliche reduziert.

Scrambler
Scrambler (Designstudie)

Scrambler sind Serienmotorräder, die in Eigenregie für Geländefahrten umgebaut wurden. Zu diesem Zweck erhielten sie breitere Lenker, Stollenreifen, höhergelegte Auspuffrohre und ursprünglich sogar Schutzbleche. Der Name stammt vom englischen Verb ‚to scramble‘, das ähnlich wie ‚to upgrade‘ auf eine Verbesserung hinweisen soll. Heute sind Scrambler meist klassisch gestylte Naked-Bikes mit leichter Offroad-Optik, die im Gegensatz zum Original nur noch minimalistische Fender aufweisen.

Als Custombikes schrittweise Kultstatus erlangten und kleine Bikeschmieden brauchbare Verkaufszahlen generierten, begannen die Hersteller von Serienmotorrädern, im Zuge verschiedener Retro-Wellen die visuellen Aspekte der Selbstbauszenen in ihre Modellentwicklungen aufzunehmen und entsprechend gestaltete Motorräder in die Verkaufshallen zu rollen. Nicht immer mit Erfolg, wie die (meist) asiatischen Softchopper, die eher belächelt wurden, mit anderen Stilrichtungen wie Ducatis Scrambler vermochten sie aber durchaus, echte Volltreffer zu landen. Die in der Folge dann ihrerseits zu neuen Grundlagen weiterer Modifikationen durch Selbstschrauber wurden, sodass Custombikes mittlerweile zunehmend als eigene Bauformen wahrgenommen werden. (Obgleich dies naturgemäß nur sehr bedingt der Realität entspricht, denn traditionell handelt es sich bei Custombikes um  in Eigenleistung gebaute Motorräder. Siehe hierzu auch den Artikel ‚ Custombikes – Da war doch mal was, oder …?‚.)

Streetfighter
Fighter, Streetfighter (Designstudie)

Fighter bzw. Streetfighter sind ursprünglich aus dem Rennsport stammende, aggressiv gestaltete Motorräder. Kennzeichen sind breite, tiefe Lenker, kurze Radstände und ein hohes Heck. Sie sind auf das Wesentliche reduziert, haben keine Verkleidung und weiter hinten positionierte Fußrasten. Die Räder können groß und schlank sein, das Design ist, wie gesagt, minimalistisch und auf das Wesentliche reduziert.

Tracker
Tracker (Designstudie)

Tracker waren für Geländefahrten geeignete Motorräder, die auf Serien-Straßenmaschinen basierten, aber wie Scrambler über breitere Lenker, Stollenreifen, höhergelegte Auspuffrohre und Schutzbleche verfügten. Sie wurden oft bei Rennen auf unbefestigten Strecken eingesetzt, die als Flat Track oder Dirt Track bezeichnet wurden. Heute sind Tracker meist klassisch gestylte Naked-Bikes mit leichter Offroad-Optik.

Ratbike
Ratbike (Designstudie)

Ratbikes sind ältere oder auf alt gestylte Motorräder, die oft nur mit Rostschutz oder Grundierung lackiert, technisch aber meist ohne Tadel sind. Sie dienen mit ihrer Minimal-Ästhetik aus Rost, Dellen und Schrammen als Gegenentwurf zu perfekt restaurierten Motorrädern und Neuware, sind aber zumindest hierzulande Fakes und teilweise bereits ab Werk mit einer scheinbar verrotteten Optik ausgestattet. In anderen Ländern ohne gesetzliche Rahmenbedingungen hinsichtlich der Fahrsicherheit und Prüforganisationen wie TÜV etc. sind Ratbikes tatsächlich fahrender Müll, der sich so gerade eben noch bewegen lässt.

Motorradverkaufsraum
Weitere Typen

Supermoto, SuMo, SM: Leichte Motocross-Maschine mit 17 Zoll-Straßenbereifung.
Crosser: Leichtes Geländemotorrad ohne Straßenzulassung.
Lowrider: Langes, flaches Motorrad.
Showbike:
 Dient nur Ausstellungszwecken.
Super Street Bike (SSB):  Für Viertelmeilen-Rennen auf Hochleistung getunte Straßenmaschinen.
Roadster:
 Reiner Werbebegriff für ein auf alt getrimmtes, aber gewöhnliches Straßenmotorrad.
Softchopper: Als ‚Custom‘ verkauftes Serienbike.

Anwärter (Mofas, Mopeds etc.)

Will man nicht alles als Motorrad bezeichnen, was zwei Räder besitzt, muss man andere Formen der Unterscheidung heranziehen. In aller Regel geschieht dies über die Motorisierung und, eng damit verbunden, die Fahrerlaubnis für den jeweiligen Typ:

  • Mofas: Motorisierte Fahrräder mit Höchstgeschwindigkeiten nicht über 25 km/h. Ein spezieller Führerschein ist nicht notwendig, dafür aber eine Prüfbescheinigung. Geführt werden darf ein Mofa ab 15 Jahren.
  • Mopeds & Mokicks: Kleinere Krafträder mit Hubräumen unter oder gleich 50 ccm, die ab 16 Jahren mit Führerscheinklasse AM gefahren werden dürfen. Als Höchstgeschwindigkeit für Bikes dieser Klasse gelten 45 km/h.
  • Leichtkrafträder: Leichtkrafträder sind kleinere Motorräder mit maximal 125 ccm Hubraum und begrenzt auf 11 kW Leistung bzw. einem Leistungs/Leergewicht-Verhältnis von maximal 0,1 kW pro Kg (als Leergewicht gilt das Eigengewicht des Bikes inklusive Betriebsstoffe). Wie beim Moped gilt Führerscheinpflicht, hier ist es Klasse A1, die ab 16 Jahren erworben werden kann.