
Der Wunsch, eine Motorradhebebühne kostengünstig im Selbstbau herzustellen, ist auch ohne Schweißerkenntnisse erfüllbar. Zumindest für leichte bis mittelschwere Bikes, bzw. Motorroller, die sich auch von Holzkomponenten in Kombination mit Schraubbolzen (statt Metallkonstruktionen) schultern lassen. Für weniger sicherheitskritische Elemente reichen gar Holzschrauben als verbindende Werkteile …
Metallvariante: Suchst du nach einer stärker belastbaren DIY-Hebebühne, interessiert dich vielleicht die auf Metallschienen basierende Lösung von @RCXBuildsIt (Video auf YouTube).
Motorradhebebühne im Selbstbau Workshop-Aufbau
Der Workshop ist aufgeteilt in 7 Arbeitsschritte, die nacheinander abgewickelt werden sollten. Aber für den Fall, dass du zu einem späteren Zeitpunkt einzelne Schritte zur Überprüfung nachschlagen möchtest oder nur Inspirationen suchst, hier der Inhalt:
Inhalt:
Haftungsausschluss
Die in diesem Hebebühnen-Workshop (Text, Bilder, Videos und sonstige Inhalte) enthaltenen Arbeitsschritte und Anweisungen, Tipps, Ratschläge und Vorgehensweisen wurden vom Autor nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und im Rahmen einer externen Qualitätsprüfung sowie mehrjähriger Nutzung verifiziert.
Eine Haftung der Autoren, Fotografen, Layouter und/oder Beauftragten für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ist dennoch ausgeschlossen. Der Leser ist ausdrücklich aufgefordert, die Beschreibungen zu hinterfragen, zu prüfen und nur eigenverantwortlich für sich umzusetzen. Hinweise auf Fehler und Verbesserungsvorschläge sind immer willkommen.
Video
Das Video zum Bau befindet sich auf YouTube:
1. Benötigte Bauteile
Benötigt wird als Grundlage ein gewöhnlicher Unterbau-Motorradheber (Tragkraft mindestens 500 bis 600 Kilogramm für leichte bis mittelschwere Motorräder oder Scooter). Steht kein alter gebrauchter Heber zur Verfügung, müssen mit Anschaffungskosten um die € 60.- bis € 80 .- gerechnet werden.

Ferner notwendig:
- Vier Metall- (empfohlen) oder belastbare Holzleisten zur Verlängerung der Basis und für eine stabile Grundlage der Auflageplattform. Eine Länge von zwei Metern pro Leiste reicht für viele Bikes; die Projektmaße für die hier verwendeten Holzleisten sind 2 Meter x 3,5 cm x 5,3 cm. (Soll die Hebebühne länger werden (2,30 bis 2,50 m), ist auch dies möglich, es stehen dann aber weitergehende Überlegungen zur zusätzlichen Stabilisierung ins Haus.)
- Eine stabile Holz- oder Metallplattform als Auflagefläche. Metallplattformen können mit einer breiteren Fläche realisiert werden, da sie bruchsicherer sind. Bei Holzplattformen, die breit genug sein sollen, dass ein Seitenständer genutzt werden kann, empfiehlt sich ein durch Querleisten stabilisierter Plattformboden zur Minderung der Bruchgefahr. Als Materialien für dieses Projekt dienen drei stabile Fußbodenbretter mit jeweils drei Zentimetern Dicke. Kosten für Leisten und Plattform: rund € 20.- bis € 30.-.
- Zusatzleisten: Insbesondere bei Holzkonstruktionen empfiehlt sich die Unterstützung der tragenden Komponenten durch zusätzliche Leisten. Für das Projekt wurden die Rahmenleisten und die Plattform durch zusätzlich verschraubte Leisten verstärkt.
- Radständer/Motorradwippe: Das Angebot an Radständern für Motorräder ist vielfältig. Besorge dir einen davon. Wichtig ist, dass das Teil eine stabile Standfläche besitzt und sich fest im Plattformboden verankern lässt. Die Kosten hierfür liegen zwischen rund 30.- Euro und dreist teuer.
- Kleinteile: Mindestens für die Verbindungen der Rahmenleisten an Basis und Plattform werden stabile Schraubbolzen sowie passende Muttern und Scheiben benötigt. Für das Projekt wurden Schlossschrauben mit Gewindegröße M16 verwendet. Zur Verankerung von wenig sicherheitssensitiven Komponenten reichen unterschiedlich lange Holzschrauben. Kosten: rund 10.- Euro.
Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
2. Vorbereitung
Schritt 1
Zerlege den Heber in seine Einzelteile und entsorge nicht mehr benötigte Komponenten. Für das Projekt wurden in erster Linie die Räder weggelassen, da sie eindeutig zu unterdimensioniert für die verlängerte Plattform sind und die Basis nur in der Mitte durchhängen ließen. Des weiteren wurde der Sicherungsbügel aussortiert, der im zusammengebauten Original bei einem Versagen der Hebefunktion die Abwärtsbewegung blockiert. Das Bügelprinzip wird später durch ein anderes Sicherungssystem ersetzt, das gleichzeitig Stützfunktionen in verschiedenen Höhen übernimmt.

Schritt 2
Messe die Mitten der Basis und der Auflageplattform aus und markiere sie. Markiere ebenso die Bohrlöcher für die Schraubbolzen, mit denen die Leisten an der Basis befestigt werden sollen. Empfohlen sind jeweils 3 Bohrlöcher neben den Schnittmarken, also insgesamt 12 (3 auf der rechten Seite des Teils mit der Hydraulikeinheit, 3 auf der linken sowie jeweils 3 rechts und links auf dem abzutrennenden hinteren Teil des Hebers). Achte darauf, dass die Bohrlöcher nicht in dem Bereich angesetzt werden, an dem sich beim montierten Heber die Komponenten der Hydraulikeinheit befinden.
Für die obere Auflageplattform sind 8 Bohrungen vorgesehen, jeweils zwei pro Seite (links, rechts) und Lage (vorne, hinten).
Schritt 3
Bohre die Löcher und flexe anschließend die Basis und die Plattform des Hebers an den Schnittmarken auseinander. Hast du keine Möglichkeit, das Metall zu durchtrennen, bringe den Heber zu einer Werkstatt, spende 5 Euro für die Kaffeetasse und lasse die Teile auseinander flexen.

Schritt 4
Auf der linken und rechten Schiene der Heberbasis sind Erhebungen aufgeschweißt. Sie dienen dem Einrasten des Sicherungsbügels, stören aber im weiteren Verlauf, weil sie dafür sorgen, dass die anzuschraubenden Leisten nicht plan auf den Schienen zum Liegen kommen. Lasse sie ebenfalls abflexen. Im Falle einer Holzkonstruktion kannst du auch entsprechende Kerben in die Holzleisten stanzen, so dass die Erhebungen dort hinein passen.

Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
3. Montage der Heberbasis
Schritt 1
Lege die unteren Leisten auf die Standschienen des vorderen und hinteren Basisteils. Richte die Leisten so aus, dass alle drei vorgefertigten Bohrlöcher abgedeckt werden. Achte darauf, dass weder die Leisten noch die später einzuführenden Bolzen sich bewegende Komponenten des Hebers einschränken oder die Funktion der Hydraulikeinheit behindern können.
Ist die Entscheidung für die beste Position gefallen, markiere die Bohrlöcher auf den Leisten, bohre und verschraube die Leisten mit den Schraubbolzen an die vordere Heberbasis. Verwende Unterlegscheiben, um das Material zu schonen.

Schritt 2
Nahezu identisch zu vorne gehst du an der hinteren Basis vor. Lege aber zunächst die Leisten auf die Schienen und schiebe die hintere Heberbasis an eine Position, die die höchste Tragfähigkeit der Plattform gewährt.
Bedenke: Verschiebst du die hintere Heberbasis zu nahe an die vordere, steht das Ende der Hebebühne frei. Beim Hochschieben des Bikes ist ein freies, ungestütztes Ende dann starken Kräften ausgesetzt und kann wegbrechen, zumindest bei Holzkonstruktionen. Verschiebst du auf der anderen Seite die hintere Heberbasis zu sehr Richtung Leistenende, steht wiederum die Mitte der Hebebühnenplattform frei und kann, falls ungestützt, unter ungünstigen Umständen durchbiegen (Metallplattform) oder gar brechen (Holzkonstrukt). Versuche deshalb, den besten Kompromiss zu finden, an denen beide Flächen gleichen Kräften ausgesetzt sind. In aller Regel wird die beste Position für die hintere Hälfte des alten Hebers dort liegen, wo sich das Hinterrad des Bikes befinden wird.
Ist die Entscheidung gefallen, markiere die Bohrlöcher auf den Leisten, bohre und verschraube die Leisten an die hintere Heberbasis.


Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
4. Montage der Heberplattform
Schritt 1
Bohre jeweils 2 Schraublöcher in jedes Plattform-Halteelement (falls noch nicht geschehen) …

… pumpe den Tragarm nach oben und befestige die vorderen Plattformhalter an die beiden Lastarme. Verwende hierzu die originalen Bolzen und vergesse die Sicherungssplinte nicht.

Lege die oberen Leisten locker auf die Plattformhalter und verschiebe die Leisten Richtung Fußpumpe, bis eine Position erreicht ist, die in etwa dem Ende der Basis entspricht.
Ist die richtige Position ermittelt, markiere die Bohrlöcher, bohre und verschraube die Leisten vorne mit den Haltern. Anschließend befestigst du die vorderen Plattformhalter permanent mit den Lastarmen (vergiss die Splinte nicht).

Schritt 2
Befestige den hinteren Plattformhalter an die beiden Lastarme. Verwende auch hierzu die originalen Bolzen und Sicherungssplinte.

Lege die erste Leiste locker auf den hinteren Plattformhalter und kippe den Lastarm, bis sein Winkel exakt dem Winkel des vorderen Lastarms entspricht. Nutze hierzu einen Winkelmesser oder fertige eine Schablone aus Pappe an, auf der du den Winkel des vorderen Lastarms einzeichnest.

Übertrage den Winkel auf den hinteren Lastarm.

Ist die richtige Position bestimmt, markiere die Bohrlöcher auf der Leiste, bohre und verschraube die Leiste mit dem Plattformhalter. Wiederhole die letzten Schritte (markieren, bohren, verschrauben) bei der zweiten Leiste.
Befestige jetzt auch den hinteren Plattformhalter permanent mit den Lastarmen (vergiss die Splinte nicht).

Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
5. Unterbauverstärkung & Arbeitsplattform
Unterbau-Sicherheitsergänzungen
Überprüfe deine Rahmenkonstruktion zunächst auf spannungsfreies Heben und Senke ohne Ruckeln und Stockungen. Checke anschließend auf Bruchgefahren (insbesondere bei Holzkonstruktionen) und füge überall dort zusätzliche Leisten ein, wo du meinst, dass sie die Tragfähigkeit verbessern und die Bruchgefahr verringern helfen. Wichtige Ansätze sind unterhalb oder seitlich der Trägerleisten sowie quer verschraubte Verstärkungen oberhalb (auf denen dann die Plattform zum Liegen kommt).

Plattform
Verschraube die Plattform auf deine Rahmenkonstruktion. Verzichte nach Möglichkeit auf Spanplatten, da sich diese bei Feuchtigkeit auflösen. Auch beschichtete Spanplatten sind keine echte Lösung, da Beschädigungen im Laufe der Zeit kaum vermeidbar sind und dann dringt das Öl, die Bremsflüssigkeit oder was auch immer über diese Lücken ein. Wenn kein Metall zur Verfügung steht, setze auf Hartholz.

Achte beim Bau der Plattform darauf, dass das vordere Ende beim Absenken der Hebebühne nicht die Hydraulik-Fußpumpe blockiert oder die Pumpeinheit berührt. Teste also die Liftfunktion bereits während der Anfertigung der Plattform.
Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
6. Aufbauten
Radständer und Zurrgurte
Bohre die Löcher für den Radständer und schraube das Teil fest.

Bohre anschließend die Löcher für die Zurrgurthalterungen und baue sie ein. Auch hier empfiehlt sich wie beim Radständer die Verwendung einer Metallplatte unterhalb der Plattform zur Sicherung.

Die Auffahrrampe befestige so, dass sie sich möglichst leicht entfernen lässt. In aller Regel stören permanent befestigte Rampen über kurz oder lang.

Für dieses Projekt wurde aus Platzgründen eine kurze Rampe gewählt. Wer damit nicht umgehen kann, weil das Aufschieben des Motorrads naturgemäß mehr Erfahrung voraussetzt, sollte eine längere anlegen.
Allerdings: Die zu überwindende Höhe der runtergefahrenen Hebebühne ist nicht allzu dramatisch, so dass das Rangieren nach ein paar Trockenübungen mit Unterstützung durch Freund oder Freundin auch bei kurzen Rampen locker von der Hand geht.
Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
7. Absenkstopper & Stütze
Zu guter Letzt montiere eine zusätzliche Stütze unter die Plattform, die gleichzeitig als Sicherheitsstopper dient, falls der Lift versagt.

Die Sicherheitsstütze an sich ist nicht optional, aber die Ausführung letztendlich egal. Für das Projekt wurden zwei Leisten verwendet, verbunden unten durch eine Querleiste. Oben führt ein Rundholz durch die Verstärkungsleisten der Rahmenkonstruktion sowie der Stützleisten selbst, so dass sich das Gebilde einklappen lässt. Beim Hochfahren des Lifts sorgen zusätzliche Leisten, die an die Basisleisten oder im Boden verschraubt werden, dafür, dass sich die Hebebühne in verschiedenen Niveaulagen sicher verankern lässt.

Im Prinzip kannst du aber auch simpel ein oder zwei Holzstämme verwenden, die du unter die Plattform stellst, wenn der Lift oben ist. Um sie platzieren zu können, müssen sie ein klein wenig kürzer sein als die Hebebühne hoch ist. Senke deshalb die Hebebühne so weit ab, dass die Plattform auf den Stützen zum Liegen kommt.
Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
8. Letzte Worte
Die vorgestellte Hebebühne ist keine ingenieurstechnische Meisterleistung und verfügt über keine Tragfähigkeits- oder Haltbarkeitsstudien. Der Schwerpunkt liegt auf Kostenersparnis – und die lässt sich im Vergleich zu neuwertigen Metallhebebühnen aus dem Zubehörmarkt herstellen.
Die für das Projekt angefertigte Hebebühne verrichtet seit 2018 ohne sichtbare Funktionseinbrüche ihren Dienst. Einzig der visuelle Auftritt hat gelitten. Zwischenzeitlich wurde sie zwei Mal auseinandergenommen, durchgeprüft und mit allen originalen Teilen wieder zusammengefügt.

Verbesserungspotenzial
1) Die Holzschrauben für die seitlichen Verstärkungen können durch Schraubbolzen ausgetauscht werden, wenn einem damit wohler ist. Zwar hat es bislang keine Probleme gegeben, aber ein Plus an Sicherheit ohne viel Aufwand ist immer gerne gesehen.
2) Eine breitere Plattform ist eine sinnvolle Ergänzung (mehr Platz zum Arbeiten und Ablegen von Werkzeug und Bauteilen). Außerdem können dann die Zurrgurthalterungen mit einem größeren Winkel angesetzt werden und das Bike besser absichern.
Shortcuts: 1. Benötigte Bauteile – 2. Vorbereitungen – 3. Montage der Hebebasis – 4. Montage der Heberplattform – 5.Unterbauverstärkung und Arbeitsplattform – 6. Aufbauten – 7. Absenkstopper & Stütze – Letzte Worte
Vielleicht interessant für dich: Welches Bike passt zu mir?