Sparschwein gehabt!, Motorradfahren

Motorradfahren: Vom Schmuddelkind zum Statussymbol

Gründe, warum Motorradfahren als Fortbewegung der Wahl hierzulande ins Hintertreffen geriet, gibt es einige. Einer war und ist, dass Autos eindeutig attraktiver sind, wenn es darum geht, Kinder durch die Gegend zu chauffieren, den Einkauf einigermaßen schmerzfrei zu erledigen und die Oma ohne Wegfall-Risiko zum Zahnarzt zu bringen. Immerhin, in einigen Nischen können sie sich wacker behaupten, im Sport- und Freizeitbereich beispielsweise, und für den einen oder die andere stehen sie nach wie vor für Unabhängigkeit, Freiheit und Widerstand gegen gesellschaftliche Zwänge. 

Für einen Massenmarkt, wie ihn sich das Auto erkämpfte, reicht hingegen nichts davon. Und fehlt er, wird‘s teuer. In abhängigen Bereichen sogar abstrus teuer, denn wenn selbst einfache Brot-und-Butter-Maschinen ‚für den kleinen Geldbeutel‘ bereits um die € 7.000 EURO kosten, hat auch die begleitende Industrie nichts zu verschenken. So kommt es, dass die Ausgaben für Fahrschule (€ 1.500.- bis € 2.000.-) und Schutzkleidung (€ 1.000.- bis € 1.500.-) mittlerweile problemlos viele Familienkassen sprengen, der Austausch einer Lampe in der Werkstatt kurz mal 60 EURO frisst und Steuern, Gebühren und Versicherungen zum kleinsten Problem geworden sind. Selbst für in Fernost gefertigte Freizeitprodukte wie Holzfällerhemden lassen sich dann paranoid hohe Preise fordern. „Der Markt gibt’s halt her“, heißt es oder „ist Kevlar drin“; und wer billig will, soll sich gefälligst an den als Lockprodukte ausgelegten Billig-Taschenlampen, China-Microfasertüchern und albern bedruckten Blechschildern austoben und sich ansonsten als armer Schlucker outen.

Was bleibt? Den Rücken gerade machen und zusehen, wo sich Einsparungen realisieren lassen:

Wörbung

Gebraucht statt neu

Wer nicht generell Neuware sein Eigen nennen muss, um ein lebenswertes Leben führen zu können, kann für einige Dinge guten Gewissens auf den Gebrauchtmarkt ausweichen, wenn es Sinn ergibt.

Wo es keinen Sinn macht:

  • Verschleißteile: Die Sachen heißen nicht aus Spaß so und niemand will ernsthaft ein abgenutztes Teil durch ein zu 2/3 abgenutztes ersetzen. Außerdem gehören einige Komponenten wie Ketten als kompletter Satz ausgetauscht, also Kette plus Ritzel plus Kettenrad gleichzeitig.
  • Sicherheitsrelevante Bauteile: Einen Lenker nach einem Umkipper, Sturz oder Rutscher durch einen gebrauchten zu ersetzen, ist keine gute Idee, weil man nie weiß, ob der Austauschlenker noch fabrikneu ist. Und das sollte er sein. Alulenker beispielsweise neigen dazu, einfach wegzubrechen, wenn sie vorgeschädigt sind, ohne dass man ihnen ihre Vorgeschichte ansehen können muss. Auch Stahllenker gehören nicht zurückgebogen, sondern ausgetauscht und entsorgt.
  • Helme: Bei gebrauchten Helmen weißt du ebenso wenig wie bei gebrauchten Lenkern, ob sie nicht bereits das eine oder andere hinter sich haben. Also Finger weg. Ein Helm ist bereits dann kompromittiert, wenn er aus den Händen rutscht und auf den Boden fällt. Es besteht das Risiko, dass er im Ernstfall nicht mehr richtig schützt.

Wo es Sinn macht:

  • Gebrauchtbikes: Verzichte gleich bei Fahrzeuganschaffung auf Neufahrzeuge und setze auf Gebrauchte. Dafür musste natürlich um die Fallstricke wissen, um nicht die Katze in Sack zu kaufen, aber dafür winken gute Einsparungen: Das Bike ist eingefahren und die erste(n) Inspektion(en) abgearbeitet; oft sind auch die Verschleißteile bereits in Angriff genommen worden.
  • Ersatzteile: Fährst du einen Youngtimer, den du günstig geschossen oder schon seit Urzeiten hast, schau‘ dich um nach einem baugleichen Modell, das dich über Jahre mit Ersatzteilen versorgen kann – außer sicherheitsrelevanten, die besser neuwertig anzuschaffen sind. Je nach Modell kann bereits eine ECU in Reserve die Anschaffung lohnen. Aber ja, natürlich, man muss erst einmal Geld vorstrecken. Am besten, bevor das gute Stück den Oldtimerstatus erreicht, denn dann ziehen die Preise wieder an.
  • Schutzkleidung: Gebrauchte Klamotten gehen immer. Außer Helme sind Dinge wie Regenüberzieher, Motorradhosen, -jacken, -handschuhe, -schuhe und wärmende Unterkleidung lohnenswerte Beute auf Flohmärkten und Second-Hand-Läden.
  • Werkzeug: Gutes Werkzeug taugt auch gebraucht noch was, deshalb ist es ja gutes Werkzeug. China- und/oder Noname-Bauhaus-Gelöt lass‘ aber lieber liegen.

Quellen für Gebrauchtes: Lohnenswerte Plattformen für Gebrauchtware sind größere innerstädtische Flohmärkte und die üblichen Verdächtigen, also Aktionshäuser wie eBay und die diversen Online-Kleinanzeigen-Websites. Vereinzelt finden regional auch Ersatzteil- und Gebrauchtmärkte speziell für Motorräder statt und selbst die Anschlagbretter in den Supermärkten können hier und da ein paar Schätze bergen.

Werkstattbesuche einschränken

Nicht alles, was an einem Motorrad nicht stimmt, muss auf Teufel komm‘ raus in einer Werkstatt gerichtet werden. Du bringst es ja auch nicht zum Putzen dort hin. Kleinere Inspektionsarbeiten wie Kettenspannen, Abschmieren, Kontrollen und Bowdenzugpflege lassen sich prima selbst erledigen, je nach Talent auch größere wie Öl- und Kettenwechsel sowie verschiedene Reparaturen. Was dir liegt,  musst du schauen. Die einen beschränken sich auf Dinge wie einen Batterietausch, andere Biker bringen ihr Motorrad nur noch zum Aufspielen neuer Software in die Werkstatt.

Verschleißteile günstig einkaufen

Beim Händler bzw. der Vertragswerkstatt kaufen und einbauen lassen, kann richtig fette Lücken in den Geldbeutel reißen – und je größer bzw. bekannter ein Händler ist, desto fetter die Lücke. Insbesondere wenn dieser, also der Händler, ansonsten eine gutbetuchte Stammkundschaft bedient, was bei hochpreisigen Maschinen der BMW- und Harley-Fraktion gerade in den großen Städten wie Hamburg, Berlin und München nahezu genetisch vorprogrammiert ist.

Was also tun, will man nicht doppelt und dreifach draufzahlen? Check das Internet, einer der vielen Onlineshops dort wird auch deine Lösung im Programm haben. Allerdings: Informiere dich im Vorfeld über den Ruf eines Händlers, bspw. indem du die Foren zu deiner Maschine durchforstest. Viele Biker sind wie du, kochen auch nur mit Wasser und versuchen ebenfalls, günstig einzukaufen, so dass in Foren meist eine gute erste Filterung hinsichtlich Seriosität und Teilequalität eines Händlers stattfindet. Plattformen wie eBay bieten sich ebenso an, weil man dort die Bewertungsfunktionen zur Hilfe nehmen kann. Und bist du dir eines Anbieters so gar nicht sicher, checke eine Bewertungsplattform wie  Erfahrungenscout.de. Dort gibst du nur den Händlernamen ein und erhältst genügend Infos über Erfahrungen, die andere mit ihm gesammelt haben.

Sprit sparen

Voll die alte Kamelle und auch nicht immer wirklich realisierbar, kann aber spürbar was bringen: Viele Motorräder verbraten jede Menge Sprit, wenn sie alles geben müssen, und sparen Selbiges, wenn man bei einer niedertourigen (NICHT untertourigen) Fahrweise bleibt, insbesondere im Stadtverkehr. Auch im Stau kann es lohnen, das Bike einfach mal abzustellen.

Gute Wartung ist eine weitere Stellschraube. Hierzu gehört die regelmäßige Reinigung des Luftfilters ebenso wie die Einhaltung des richtigen Reifenluftdrucks. Beides kostet Sprit, wenn vernachlässigt.

Und dann sollte man sich überlegen, ob man die fetten Koffer hinten überall mit hin kutschieren will. Zum einen wiegen sie was, zum anderen verschlechtern sie die Aerodynamik.

Steuern sparen

Bei den Kfz-Steuern lohnt es kaum, das Halten eines Bikes von der Kubikzahl abhängig zu machen. Der aktuelle Satz beträgt € 1,84 pro 25 ccm (es sei denn, dein Bike hat weniger als 125 ccm oder ist ein Kleinkraftrad mit maximal 45 km/h Höchstgeschwindigkeit; dann musste gar nichts bezahlen). Pro 100 ccm sind dies € 7,36 pro Jahr. Wer hier von 800 auf 600 ccm abspeckt, weil er sparen möchte, kann es gerne tun, weil Kleingeld halt auch Mist macht, aber € 14,72 pro Jahr sind gerade einmal € 1,22 Einsparungen pro Monat. Unter Umständen fährst du mit einem Saisonkennzeichen besser. Auf ein paar kalte Monate,  an denen man sowieso lieber in der warmen Garage hockt, lässt sich leichter verzichten, als auf eine Motorleistung, an die man sich gewöhnt hat.

Wer die Möglichkeit besitzt, ein Motorrad als Firmenfahrzeug anzumelden, sollte dies tun. Zwar wird ein Fahrtenbuch zu führen sein, aber das ist eine kleine Unannehmlichkeit angesichts der Einsparungen durch Abschreibung und abrechenbaren Kilometerleistungen.

Versicherung wechseln

So einmal im Jahr oder alle zwei Jahre sollte man sich die Mühe machen, seine Versicherung mit der Konkurrenz zu vergleichen, um zu sehen, ob man nicht kostengünstiger davonkommt. Das wird bei alten Hasen mit vielen Prozenten eher wenig bringen, insbesondere Anfänger dürften von einer ausgiebigen Recherche bei einem der zahlreichen Preisvergleichsportale aber profitieren. Zwar sind auch diese Portale streng genommen Versicherungsmakler, günstiger als bei einem persönlichen Gespräch vor Ort kommt man aber allemal davon. Außerdem lassen sich verschiedene gleichzeitig in Anspruch nehmen und deren Angebote vergleichen, zur Not durch Verwendung mehrerer Browser, Löschen aller Cookies und mithilfe eines VPN, der die eigene IP-Adresse verschleiert und eine andere Heimatregion vortäuscht. Nur, um mal zu schauen, ob und wie stark dies Auswirkungen auf den Tarif hat.

Versicherungsumfang checken

Auf den Prüfstand gehören auch die Bestandteile der Versicherung. Die Haftpflichtversicherung ist zwar unverzichtbar, aber du hast die Wahl, welchen Umfang die Versicherung im Schadensfall haben soll. Die schlechte Nachricht: Geht eine Schadensforderung über die vereinbarte Höchstsumme hinaus, trägst du die über die abgesicherte Summe hinausgehende Restschuld alleine.

Außerdem: Benötigst du tatsächlich einen Schutzbrief für Deutschland, Europa und Kleinasien, wenn du eigentlich nur in der Stadt rumkurvst? Abgesehen davon, werden viele Biker bereits beim Kauf des Bikes durch den Hersteller mit einem Schutzbrief ausgestattet.

Bleibt die Kaskoversicherung, die im Schadensfall für Schäden am eigenen Motorrad aufkommt. Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Zusatzversicherung, die gar nicht oder abgestuft abgeschlossen werden kann.

Null- oder Teilkasko: Eine Teilkasko übernimmt nur die Schäden, die bei Vertragsabschluss im Kleingedruckten stehen. Das können (müssen aber nicht) sein: Unwetterschäden, Diebstahl, Unterschlagung, Brand, Explosion, Wildschaden (Haarwild), Marderbisse, Kurzschluss und Glasbruch. Nicht abgedeckt sind Schäden durch einen selbstverschuldeten Unfall – außer Glasschäden, die in der Regel übernommen werden.

Bei älteren Motorrädern ist es allerdings fraglich, ob sich eine Teilkaskoversicherung noch rentiert, zumal sie meist nur mit Selbstbeteiligung zu haben ist. Musst du schauen. Wenn dein Bike nur noch um die 800.- EURO wert ist, können 100.- EURO Teilkasko im Jahr mit 300.- Selbstbeteiligung relativ sinnbefreit sein.

Vollkasko: Eine Vollkaskoversicherung lohnt unter Umständen nur bei Neufahrzeugen, wertvollen Einzelstücken und generell Fahrzeugen, die besonders gerne geklaut werden. Sie tritt auch bei selbstverschuldeten Unfällen und Vandalismus ein. In aller Regel sinkt die Notwendigkeit einer Vollkaskoversicherung allerdings drastisch, wenn das Bike älter als fünf Jahre ist und eine Teilkasko ausreicht. Immerhin: Bei der Vollkasko gilt wie bei der Haftplicht das Rabattprinzip mit Prozenten – wenn die allgemeine Teuerung die Einsparung nicht gleich wieder auffrisst.

Versicherungsrabatte sichern

Fördert auch die Gesundheit: Fahre vorausschauend, versuche, dich zu zügeln, auch wenn es unter den Nägeln brennt und verliere nie die Vorsicht und den Respekt vor deinem Sport. Das kann dich vor so mancher brenzligen Situation bewahren (auch solchen, an denen du nicht schuldhaft verwickelt bist) und schont deinen Versicherungsrabatt.

Neben dem erhobenen Zeigefinger oben kannst du auch noch anders tätig werden und weitere Rabatte rausholen:

  • Diebstahlsicherung: Manche Versicherungen vergeben Rabatt für elektronische Wegfahrsperren, Alarmanlagen und Bremsscheibenschlösser mit Alarm.
  • Solobetrieb: Jawoll, es gibt einen Rabatt für den Ausschluss eines Mitfahrers.
  • ABS: Früher (vor 2017) noch argwöhnisch betrachtet, haben sich ABS-Anlagen auf breiter Front durchgesetzt. Es existieren aber trotzdem noch Versicherungen, die einen Rabatt für Motorräder mit ABS vergeben.
  • Training: Ein weiterer Rabatt, der nicht nur für Anfänger von Interesse ist, ist für die Absolventen von Motorrad-Sicherheitstrainings reserviert.
  • Garage: Laternenparker zahlen meist mehr als Biker, die ihr Gefährt in einer Garage, Carport oder Tiefgarage unterbringen können.

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