Stellplätze

Am Tag Null interessiert es nur die Vorbereiteten, die auch sonst alles minutiös planen. Spätestens an Tag Eins wacht aber auch der Rest der neuen Motorradbesitzer auf und fragt: „Wo parke ich das gute Stück? Und zwar so, dass es mir weder unter den Fingernägeln weggeklaut wird noch als Opfer von Sonnenstrahlen, Regen, Dreck und Vandalismus endet?

Der Rede ist von einem Stellplatz, der zu einem Motorrad gehört wie die Räder zum Fahren, und der großen Einfluss darauf hat, ob das Gerät in optimalem Zustand verbleibt oder durch passiv ertragene Umwelteinflüsse vorzeitig altert. Hierbei gilt: Je rudimentärer der Stellplatz, desto rabiater frisst sich durch Feuchtigkeit ausgelöste Korrosion in die metallene Substanz, während Sonnenstrahlen dafür sorgen, dass der Lack verbleicht und Kunststoffteile aushärten. Davon abgesehen: Je offener und zugänglicher ein Stellplatz, desto niedriger die Hemmschwelle bei einem Diebstahl.

Womit die primär wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Stellplatz klar definiert sind: Maximaler Schutz vor Umwelteinflüsse und bestmögliche Prävention gegen Diebstahl und Beschädigungen, gepaart mit sofortigem Zugriff, also der räumlichen Nähe. Ebenso klar ist damit, dass sich die besten Antworten auf die Frage nach dem perfekten Stellplatz in erster Linie im Geldbeutel finden lassen. Er entscheidet maßgeblich darüber, ob jemand ein paar aufgeschnittene Plastiktüten mit Gaffa zusammenkleben und dem Bike überstülpen muss oder sich in einer warmen Man Cave einkuscheln darf, inklusive Sofa, Drinks, LED-TV und Alarmanlage.

Top 5 Stellplätze

An letzter Stelle, also dort, wo die Arschkarte wohnt, befindet sich der einfache Parkplatz direkt neben oder etwas abseits der Straße. Hier können sich alle wertmindernden Angreifer geballt austoben, wobei die Feuchtigkeit nicht nur wie sonst in Form von Regen oder Schnee von oben kommt, sondern obendrein als Spritzwasser von der Seite. Auch Diebe haben es hier – zumindest zu ruhigen Tageszeiten – relativ leicht.

Platz 4 teilen sich der überdachte Stellplatz und die Tiefgarage. Schnee, Regen, Hagel und Sonnenstrahlen sind hier kein Thema, Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit hingegen schon. Ebenso möglicher Vandalismus, unbeabsichtigte Beschädigungen und Diebstahl.

Auf Platz 3 steht die ungeheizte Garage, die Umwelteinflüssen zwar noch in Form von Temperaturschwankungen (und damit Kondenswasser) Raum lässt, Diebstählen aber effektiv vorbeugt und Vandalismus auf die eigene Schusseligkeit begrenzt. Eine Abstufung nach unten Richtung Carport muss sie jedoch hinnehmen, wenn sich das Motorrad die Garage mit einem Auto teilt. Denn steht es neben einem nassen Wagen, rostet es genauso lustig wie in freier Wildbahn. Immerhin: Für die Winterpause lässt sich das Bike in einer VCI-Plane auch in einer feuchten Garage relativ sicher verwahren.

Auf Platz 2 steht die beheizbare, trockene Garage mit Werkstatt und Hebebühne, in der das Motorrad die Alleinherrschaft ausübt und in der sich weder Auto noch Rasenmäher anfinden.

Platz 1 letztendlich führt ein Eigenleben außer Konkurrenz: Die Man Cave, beheizt, wahlweise mit Kamin, Sofa, Eichentisch, Teppich, LED-TV und Minibar ausgerüstet.

Wer auf Platz 1 und 2 sein/ihr Bikerleben führt, befindet sich im Olymp, die einen im Speisesaal, die anderen wenigstens noch in den Dienstgemächern, und um sie braucht man sich keinen Kopf machen. Für den großen Rest von uns bleibt hingegen nur der Versuch, die jeweilige individuelle Situation durch Schadensbegrenzung zu verbessern. Dreh- und Angelpunkt hierbei: Auf eine möglichst gleichbleibend trockene Umgebung hinzuarbeiten, denn je konstant trockener ein Ort, desto besser für das Motorrad.

Freier Stellplatz

Strotzt ein Stellplatz bereits vor Feuchtigkeit, werden alle Gegenmaßnahmen unnötig torpediert, weil sie in jede Ecke kriecht und Korrosion fördert. Ein fester Untergrund aus Teer, Holz oder zumindest einer ausgelegten Plastikplane ist folglich besser als ein Sandboden – und dieser wiederum besser als eine Grasfläche. Auch empfiehlt sich, den Stellplatz von einer befahrenen Straße in einen ruhigeren Randbereich zu verlegen, dabei aber Knicks und Buschreihen zu meiden, da die Feuchtigkeit dort naturgegeben höher ist als auf freien Flächen – es sei denn, jemand ist gezwungen, die Natur als Sichtschutz und damit Diebstahlprävention zu nutzen.

Bei der Frage, ob es ein sonniger oder ein beschatteter Platz sein soll, entscheide dich für Letzteren. Der Punkt, dass man die Wärme der Sonne nutzen kann, wenn sie denn einmal scheint, ist nicht wirklich ein Vorteil, da die Temperaturschwankungen Kondenswasser erzeugen. Ein luftiger, trockener und konstant beschatteter Platz ist somit positiver zu sehen als ein paar Stunden moderate Temperaturen. Außerdem schädigen Sonnenstrahlen den Lack (der ausbleicht), die Sitzbank (die aushärtet und rissig wird) sowie die erreichbaren Plastik- und Gummiteile (denen die UV-Strahlen die Weichmacher austreiben).

Stellplätze
Der Straßenrand: Der einzige Ort, an dem Regen nicht nur von oben kommt …

Zur Abdeckung im Alltag und über den Winter setze eine Outdoor-Abdeckplane ein (siehe unten).

Tiefgarage/Carport

In der Tiefgarage bekommt man seinen Platz meist zugewiesen und muss dann damit leben. Falls aber nicht, sollte man einen vielleicht zugigen, aber trockenen Ort einer feuchten Ecke vorziehen. Immerhin, allem, was von oben an Unheil kommt, hat man sich in einer Tiefgarage entzogen, was bereits ein fettes Plus bedeutet.

Ähnlich ein Carport, das zudem den Vorteil besitzt, dass man meist über einen viel direkteren Zugriff auf Stellplatz und Motorrad verfügt, da sie in der Regel vor der Haustür liegen. Hier, wie bei der Tiefgarage, gilt ferner, dass ein luftiger überdachter Stellplatz besser ist als ein weitgehend geschlossener, aber feuchter. (Als Vorteil steht dem allerdings der bessere Diebstahl- und Vandalismus-Schutz gegenüber, weil neugierigen Blicken der Einblick verwehrt wird.)

Zur Abdeckung lege in den Fahrpausen eine atmungsaktive Plane über das Bike, die keine Feuchtigkeit speichert, aber einen Luftaustausch zulässt. Geht es in die fahrfreie Wintersaison, greife auf eine nahezu komplett verschließbare VCI-Plane zurück und lege ein oder zwei Entfeuchterbeutel hinein.

Tiefgarage
Tierheim für Motorräder: die Tiefgarage.

Einzelgarage

Eine trockene kalte Garage ist einer beheizten, aber feuchten vorzuziehen (gleichwohl eine beheizte und trockene natürlich der Jackpot ist). Klammkalte Garagen, in denen neben dem Bike das nasse Auto parkt und ansonsten der Regen in bereitgestellte Eimer plätschert, sind übler als Freiluftparken, weil dort wenigstens Wind für Trocknung sorgt.

Zur Abdeckung bei kurze Fahrpausen kommt in unbeheizten Räumen eine einfache Indoor-Abdeckplane zum Einsatz, die weder wasser- noch winddicht sein muss, da sie nur gegen Staub und Kratzern schützen soll. Ein atmungsaktives Leinen-Betttuch tut es ebenfalls, Hauptsache, es ist luftig genug, dass eventuelles Kondenswasser ablüften kann, bzw. gar nicht erst auftritt.

Für die lange Saisonpause, in der naturgemäß mehr oder weniger starke Temperaturschwankungen auftreten und Kondenswasser provozieren, verstaust du das Bike in eine weitgehend luftdichte VCI-Plane oder verbannt zumindest das Auto nach draußen, falls es irgend geht.

Stellplätze, Garage
Tja, auch ’ne Einzelgarage. Leider nur auf’m Olymp …

Vandalismus- und Diebstahlprävention

Worauf man beim Freiluftparken, in Tiefgaragen und vielen Carports wenig bis keinen Einfluss besitzt, ist das Risiko von Beschädigungen oder Diebstahl. Hier muss man auf (elektronische und physikalische) Wegfahrsperren und laute Alarmanlagen setzen und ansonsten die Hoffnung pflegen, dass diese Kelche an einem vorüberziehen mögen. (In vielen Fällen wirken bereits Abdeckplanen in gewissen Grenzen abschreckend, weil Gelegenheitsdiebe eher nach sichtbarer Beute schielen – aber auf der anderen Seite: Bei teuren Abdeckplanen steht die Überlegung im Raum, ob diese nicht besser ebenfalls durch eine Schlosskette zu schützen sind …)

Abdeckhauben

Merkmale Indoor-Planen

In konstant trockenen Umgebungen (egal, wie kalt oder warm, egal, ob Garage, Gartenhäuschen oder Keller) tut es ein einfaches, luftdurchlässiges Leinentuch, im Prinzip also auch ein altes Bettlaken. Die Abdeckung erfolgt, wie bereits gesagt, nur, um Staub und unbeabsichtigte Kratzer zu vermeiden.

In eher feuchten Räumlichkeiten oder bei bekannter Bildung von Kondenswasser verpackt man das Bike über den Winter in eine VCI-Plane (ab 20.- Euro) und legt einen Entfeuchterbeutel mit hinein. Nicht empfehlenswert sind hingegen wasserdichte Folien, zusammengeklebte Müllbeutel/Plastiktaschen oder Kunststoffplanen, da sich dort drunter sehr einfach Kondenswasser bilden und halten kann.

Merkmale Outdoor-Planen

Beim Parken unter Außenbedingungen (Freiluft, Carport, Tiefgaragen) bekommt es eine Plane direkt mit wechselnden Wetterbedingungen zu tun sowie Temperaturschwankungen, die selbst an im Prinzip trockenen Orten für Kondenswasser sorgen. Hier reicht ein einfaches Leinentuch folglich längst nicht mehr und es muss mindestens eine einfache PVC-Haube (ab ca. 10.- Euro) gegen Regen, Wind und Schnee sein, besser jedoch eine mehrschichtige Plane, die auch bei Kondenswasser brauchbar ist und gefüttert bis zu 100.- Euro und mehr kosten kann. Immerhin: Die meisten Produkte bieten ein gutes Preis/Leistungsverhältnis für teilweise unter 50.- Euro.

Auf was ist zu achten?

Deine  Abdeckplane für draußen sollte möglichst passgenau auf dein Bike zugeschnitten sein, um zu vermeiden, dass überflüssiges Material im Wind umherflattert und das Motorrad in Mitleidenschaft zieht. Entweder durch ständiges Reiben an Oberflächen oder indem sich der Wind verfängt und die Maschine umkippt.

Der Nachteil bei eng anliegenden Hauben ist der ewige Kampf, sie anständig um das Motorrad herumlegen zu können, während sich Fußrasten, Spiegel, Lenkerenden und anderes Gesocks wehrhaft dagegen  sperren. So mancher Biker kauft das gute Stück deshalb ein Ticken größer. Hilfreich sind dann eingearbeitete Gummizüge untenrum, (mindestens vier) Zurrösen und Sicherheitsleinen, mit denen man zur Passung bringt, was sonst nur unnötig umherflattert. Auch vermeidet man so, dass die Plane beim ersten Sturm vom Winde verweht wird. (Für Tourenbikes und Dixie-Klo-Veteranen mit seemannsgroßen Koffern und hohen Windschildern existieren übrigens Exemplare, die diese Aufbauten bereits einbeziehen.)

Weitere Qualitätsmerkmale
  • Gewicht: Die Haube sollte relativ schwer sein. Dies deutet auf höhere Verarbeitungsqualität und Reißfestigkeit hin. Auch ist die Flatterneigung geringer.
  • Wasser- und Winddichtigkeit: Die Schichten der Plane sollten weder aufliegenden Schnee nach unten Richtung Motorrad durchreichen noch erlauben, dass der Wind Feuchtigkeit eindrückt.
  • Atmungsaktiv: Eine gern gesehene Eigenschaft, die sich die Hersteller allerdings auch teuer bezahlen lassen, ist die Verwendung von atmungsaktivem Material, das innere Feuchtigkeit nach außen transportiert und für ein Innenklima sorgt, das dem Außenklima entspricht. Dadurch entsteht praktisch kaum Kondenswasser, wenn überhaupt.
  • Luftklappen: Die kostengünstigere Alternative zu atmungsaktivem Material sind überlegt angebrachte Belüftungsklappen, die das Ablüften von Feuchtigkeit erleichtern.
  • Hitzebeständigkeit: Die Temperaturtoleranz sollte zumindest bei um und bei 150 Grad liegen, damit sich die Plane nicht gleich beleidigt zusammenkräuselt, wenn sie versehentlich mit heißen Teilen in Berührung kommt. Das reicht natürlich nicht für die Gegend um die Krümmer herum, an denen bis zu 800 Grad anliegen können, aber man soll sein Motorrad sowieso immer nur dann abdecken, wenn es bereits abgekühlt ist. Einfache PVC-Planen sind, wie man sich denken kann, in dieser Beziehung die weitaus empfindlichsten Gesellen. Immerhin, manch günstiges Exemplar verfügt wenigstens über hitzebeständige Beschichtungen an den entsprechenden Stellen im unteren Bereich.
  • Oberflächenschonend: Die Innenseite der Abdeckhaube sollte eine materialschonende Gewebebeschichtung (Vlies) mit geringem Reibwert besitzen, um an stürmischen Tagen die Reibungsschäden an Lackierungen und anderen Oberflächen durch im Wind peitschenden Teilen so gering wie möglich zu halten.

Tipps zur Verwendung

Luft will zirkulieren

Achte darauf, dass eine Abdeckhaube unten genügend Luft einströmen und wieder raus lässt, damit sich kein Kondenswasser im Inneren ansammelt, bzw. sich nach nassen Wetterbedingungen schnell verflüchtigen kann. Hierzu reicht es, dass die Haube das Bike nicht komplett bis zum Boden einhüllt, sondern um die fünf bis zehn Zentimeter vorher stoppt. Das ermöglicht eine Luftzirkulation, die insbesondere der Eigenschaft einfacher PVC-Planen entgegenwirkt, Wasser nicht mehr rauszulassen, ist es einmal drinnen.

(Mikro-)Kratzer vermeiden

Alle Komponenten, die mit der Innenseite der Plane direkt in Kontakt stehen, sollten möglichst sauber sein, damit sie nicht dabei helfen, die Oberflächen zu versauen. Ständig im Wind flatternde Planen haben einen unangenehmen Schleifeffekt auf Tank, Schutzbleche, Verkleidung, Windschilde und andere exponierte Oberflächen.

Zur Not lege eine dünne weiche Decke zwischen Motorrad und Plane, die den Lack zumindest am Tank schützt (eine dicke Decke würde zu viel Feuchtigkeit speichern).

Winterpause pausieren

An trockenen Wintertagen empfiehlt es sich, die Plane abzunehmen und das Bike den Tag über durchtrocknen zu lassen. Das kann zwar am Abend nach Überwerfen der Plane für ein wenig Kondenswasser sorgen, aber das lässt sich vernachlässigen.

Frischlack & andere Chemiekeulen

Frisch lackierte Komponenten können bis zu einem halben Jahr Lösungsmittel ausdünsten, die nicht entweichen können und mit der inneren Haubenoberfläche reagieren. In der Folge besteht das Risiko von Schäden an Motorrad und der Plane selbst.

Ähnliches gilt für Konservierungsprays und den Rückständen anderer Reinigungsmittel, die ebenfalls mit der Abdeckhaube chemisch interagieren können. Hier könnte der Beipackzettel des Herstellers sich als hilfreich erweisen, wenn dieser sich die Mühe gemacht hat, bekannte Inkompatibilitäten aufzulisten.