Verkaufsgespräch

Wie verkaufe ich mein Bike am besten? Hhm, ja, stimmt schon, das hauseigene Schrauberbuch enthält ein komplettes Kapitel über den Kauf gebrauchter Motorräder, das sich auch umgekehrt nutzen ließe, also für den Motorradverkauf. Aber eine spezielle Abhandlung des Themas ist es nicht. Warum auch? Das Buch richtet sich nicht an ein Leben danach, einem kargen Leben ohne Leidenschaft, Freiheit, Zufriedenheit und Lebenslust, sondern einem mit dem Motorrad … ?

Aber wie auch immer, nicht jede(r) plant einen Komplettausstieg, wenn sie oder er das bisherige Schätzchen in den Pool der verfügbaren Spaßeinheiten zurückgeben will. Oft soll nur um-, ab- oder (am häufigsten) hochgerüstet werden. Und dann gilt es, wie beim Kauf, einige Spielregeln zu beachten, will frau oder man das Beste aus der Situation rausholen. Beginnend mit der Frage nach dem Wo …:

Tipp 1: Wo verkaufe ich mein Bike am besten?

Neben dem privaten Gebrauchtmarkt, der meist über Kleinanzeigen funktioniert und durchaus leichte jahreszeitliche Schwankungen aufweist, stehen diverse Händler Gewehr bei Fuß, dir dein Bike 24/7 und am liebsten auch nachts und an Feiertagen abzunehmen. Der Vorteil bei Ersteren, also Verkäufen an Privatpersonen ist der meist höhere Gewinn. Der Nachteil liegt darin, dass oft mehr Zeit in Verkaufsgespräche, Probefahrten und wiederholtes Einstellen investiert werden muss. Umgekehrt beim Verkauf an Händler: Während die Abwicklung in aller Regel schnell erfolgt, kann der Verkaufspreis enttäuschend niedrig ausfallen.

Motorrad-Verkaufsplattformen

Mögliche Plattformen, um deine Zielgruppen zu erreichen, sind:

Offline-Kleinanzeigenmärkte: In Tageszeitungen finden sich Verkaufsangebote für Motorräder nur noch selten. Eher schon in den wöchentlich erscheinenden Werbeblättchen mit kleinem redaktionellen Lokalteil, die in erster Linie Werbung an den Mann und die Frau bringen sollen, sowie den Anschlagbrettern des örtlichen Supermarkts.

Die hier erreichbare Zielgruppe setzt sich aus Zufalls- und Internet-abstinenten privaten InteressentInnen zusammen, die eher aus praktischen Erwägungen nach einem Gefährt wie einen Roller oder kleinen Motorrad suchen. Angesprochen fühlen sich von Zeit zu Zeit aber auch jene Händler, die generell keine Gelegenheit auslassen, sowie die brutalen ‚Letzter-Preis‚-Schnäppchenjäger. Gleichwohl deren bevorzugtes Jagdrevier die folgende Rubrik ist:

Online-Kleinanzeigen: Gebrauchtmarkt-Plattformen wie eBay Kleinanzeigen ebenso wie die auf Kraftfahrzeuge spezialisierten Internetpräsenzen wie mobile.deautoscout24.de und 1000ps.de (bzw. willhaben.atautoscout24.at und 1000ps.at in Österreich) haben im Gebrauchtmarkt längst die Zeitungsannoncen der analogen Welt abgelöst. Ein Glücksfall für all jene, die ausschließlich privat verkaufen möchten, denn die meisten InteressentInnen sind größtenteils normale Konsumenten. (Das heißt zwar leider ebenso, dass abgemachte Termine nicht zwingend eingehalten oder Festpreise auch vor Ort hingenommen werden, aber das ist ein anderes Problem.)

Weitere mehr oder weniger bekannte Plattformen sind quoka.de für Motorräder generell sowie der Oldtimer-Markt und Classic Trader für, nun ja, Oldtimer. Generell lässt sich ferner sagen, dass Online-Plattformen die besseren Chancen bieten, Motorräder mit emotionalem Hintergrund zu verkaufen, wie beispielsweise Sportmaschinen, Bobber, Harleys etc.

Off/Online: Wem Anzeigen im Blätterwald zu wenig Interessenten ansprechen, Gebraucht-Plattformen aber wiederum zu global sind, dem/der bleibt noch die Möglichkeit, eine der zahlreichen Kleinanzeigenrubriken von regulären Tageszeitungen zu nutzen, die diese im Internet eingerichtet haben. Die Zahl möglicher Käufer ist zwar geringer, dafür aber lokal im Umland angesiedelt – und oft auch zuverlässiger, was zugesagte Termine betrifft. Zumindest im ländlichen und kleinstädtischen Bereich. Wie bei reinen Offline-Annoncen wird sich die Zielgruppe im Wesentlichen aus Praktikern zusammensetzen, die eine Fortbewegungsmöglichkeit suchen, und weniger aus Enthusiasten und Motorrad-Emotionalisten.

Händler-Direktkontakt: Kennst du einen Gebrauchtfahrzeug-Händler (auch viele Autohändler nehmen gerne ein Geschäft mit Motorrädern mit), spreche ihn/sie direkt an. Je nach Möglichkeit lässt sich das Bike direkt verkaufen, als Anzahlung für ein neues nutzen oder in Kommission geben. Bei Letzterem übernimmt dann der Händler den Verkauf gegen eine Gebühr, wobei so mancher das Bike auf Wunsch sogar mit einem Hänger abholt. Grund für so viel Zuvorkommenheit ist die Konkurrenz durch die letzte hier anzusprechende Rubrik, die der Internet-basierten Ankaufsplattformen, die unter Namen wie ‚wirreissenunsallesunterdennagel‚ firmieren und in großem Stil das gesamte Land abgrasen.

Ankaufsplattform: Was zunächst nur mit Autos begann, ist mittlerweile auch für Motorräder verfügbar: Gebrauchthändler, die sich über speziell ausgerichtete Internetseiten kontaktieren lassen und dem Anschein nach alles aufkaufen, dem irgendwie noch das Label Motorrad aufgepappt werden kann.

Die Einfachheit der Angebotserstellung ist verlockend, eine gute Portion gesunder Menschenverstand aber dennoch geboten. Zumindest sollten die Werbetexte nicht zwingend als realitätsnah gewertet werden. Über simpel gehaltene Eingabefelder trägt der Verkäufer die Daten seiner Maschine ein, versichert den ihm bekannten Zustand und lässt sich einen Ankaufspreis mitteilen. Ist er damit einverstanden, führt er die Maschine vor oder lässt sie abholen (je nach Anbieter).

Probleme tauchen dann auf, wenn der Käufer plötzlich nachverhandeln will, weil sich die Maschine seiner Meinung nach nicht in dem ursprünglich angegebenen Zustand befindet. Möchtest du dein Bike hier verkaufen, bietet sich deshalb eine vorige Internetrecherche über die Seriosität des Händlers an (die durchaus gegeben sein kann, nur, dass keine Missverständnisse aufkommen).

Social Media: Unter Umständen einen Versuch wert ist der Verkauf eines Bikes über eine Plattform wie Facebook oder Twitter. Nachteilig hierbei: Der soziale Druck, der auch noch lange Zeit nach dem Verkauf aufgebaut werden kann, wenn der Käufer nach ein paar Monaten Fahrzeit plötzlich vom Kauf zurücktreten oder aufgetretene Mängel abwälzen will.

Tipp 2: Wann verkaufe ich mein Bike am besten?

Im Frühling. Eindeutig. In der ersten Jahreshälfte juckt es vielen Ex- und Neubikern ganz besonders in der Gashand und die Zeit, einen möglichst guten Preis zu erzielen, ist so günstig wie sonst im ganzen Jahr nicht mehr. Auf der anderen Seite: Soll an einen Händler verkauft werden, macht die Saison kaum einen Unterschied. Im Gegenteil: Unter Umständen verliert ein Bike während einer sechsmonatigen Saisonpause mehr an Wert, als der Frühlingsbeginn auffangen könnte.

Tipp 3: Zu welchem Preis soll ich mein Motorrad verkaufen?

Um den Preis für dein Motorrad zu ermitteln, bedarf es einiger Schritte. Zunächst solltest du den allgemein anerkannten Wert ermitteln, den sogenannten Listenpreis, beispielsweise über die Preislisten von Schwacke (Deutschland) und Motorradpreisspiegel (Österreich). Allerdings, um dies gleich wieder einzuschränken, verlangen die meisten Dienste hierfür eine Gebühr. Obendrein begrenzt sich zumindest Schwacke noch auf maximal 12 Jahre alte Bikes. Hast du dafür kein Verständnis oder willst das Geld sparen, weiche auf kostenlose Bewertungsdienste wie mobile.de oder DAT Schwacke aus.

Oder versuche einen vertretbaren Grundpreis über das aktuelle Angebot selbst zu ermitteln. Bei Letzterem kalkuliere aber eine gewisse Fehlerquote gleich mit ein, da Angebotspreise selten die tatsächlichen Verkaufspreise widerspiegeln. Immerhin, sie liefern einen ersten Anhaltspunkt, zu dem du deinen privaten Bonus hinzu addierst, wenn dein Bike a) wenig Kilometer auf der Uhr hat und sich b) in einem makellosen Top-Zustand befindet. Umgekehrt ziehe anstehende Wartungsarbeiten, TÜV-Besuche und Zustandsmankos ab.

Als Daumenregel kannst du dir merken: In der Regel verliert ein Motorrad im ersten Jahr nach einem Neukauf rund 12 % des Neuwerts und danach um die 6 % im zweiten Jahr. Hierbei sind bekannte Marken wie BMW, Ducati, Harley, Triumph und Japaner wie Honda, Kawasaki und Yamaha im Vorteil, da meistens wertstabiler. Vor allem, wenn sie nur wenige Kilometer gefahren wurden und einen guten Pflegezustand aufweisen. Ab dem dritten Jahr beträgt der Wertverlust (bei weiterer guter Pflege) ca. 5 %, im vierten und fünften jeweils 4 %. Ab diesem Zeitpunkt verliert ein Bike jährlich weitere 3 Prozent.

Tipp 4: Wie verkaufe ich mein Bike am besten?

Mit Text

Der Verkaufstext ist ein zwar wichtiges, aber nicht das wichtigste Kriterium, potenzielle Käufer anzusprechen. Von Natur aus wortkarge Biker sind deshalb nicht so sehr im Nachteil und können sich auf Hersteller, Typ, Modell und Erstzulassungsdatum beschränken. Die Redseligen darüber hinaus auf die wichtigsten technischen Eckdaten wie Motorleistung, Drehmoment und Kilometerstand sowie eine ehrliche Beschreibung des Allgemeinzustands.

Mit Bild

Bilder auf der anderen Seite sind unverzichtbar. Zum einen, weil viele Interessenten mit dem Handy auf die Jagd gehen und lieber von Foto zu Foto scrollen. Zum anderen, weil Bildern von gut gesäuberten und aufpolierten Bikes mehr hergeben als trockene Verkaufstexte. Eine tadellose Optik demonstriert eine sorgfältig gewartete Bike-Substanz und eine reizvolle Umgebung in Tageslicht tut ein Übriges. Sie verstärkt den guten Eindruck … jedenfalls mehr, als eine alte Mülltonne an einer verdreckten Hauswand als Hintergrund.

  • Mache mindestens zwei Fotos der Schokoladenseite (je eines schräg von vorne und von hinten). Dies ist meistens die Auspuffseite. Beschränke dich hierbei auf die übliche Perspektive, fotografiere also stehend von oben und aus einiger Entfernung.
  • Mache ferner vier Fotos von allen Seiten, je zwei im Querformat (linke Seite, rechte Seite) und je zwei im Hochkantformat (von vorne bzw. hinten). Gehe hierbei auf die Knie und nah heran an das Motorrad, so dass es formatfüllend und auf Augenhöhe präsentiert wird.
  • Zum Kauf animierende Details wie Sportauspuffanlagen, Nachrüsthebel, LED-Blinker, etc. fotografiere aus der Nähe. Ebenso Servicenachweise, TÜV-Berichte, Rechnungen und Reifenprofile.
  • Gehört Zubehör wie Reisekoffer, Tankrucksäcke und Werkzeugtaschen zum Lieferumfang, mache jeweils ein Vollformatfoto mit und ohne die Anbauteile. Dadurch bleiben auch die potenziellen Käufer interessiert, für die solche Utensilien eher ein No-Go als erstrebenswertes Zubehör sind.

Mit Ehrlich- und Verlässlichkeit

An dieser Stelle soll nicht mit dem moralischen Zeigefinger gewedelt werden, aber ehrliche Annoncen sind schlicht erfolgreicher als jene, bei denen die eine oder andere ‚Kleinigkeit‘ vergessen wurde. Ist das Bike mal umgekippt? Die Folgen auf den Fotos auszublenden, bringt nichts, wenn Interessenten unverrichteter Dinge wieder abziehen, weil die unerwähnten Kratzer auf Tank oder Auspuff instant Vertrauen rauben.

Kommuniziere deshalb Umfaller (und Unfälle sowieso), nicht auf Fotos erkennbare Lackschäden, Verkleidungsrisse, Rostbefall und überhaupt alles, was den Preis mindern könnte. Sind diese Dinge von Anfang an klar, kommen auch nur jene Interessenten, die wissen, was auf sie zukommt. Und meistens sind sie auch bereit, deinen Preis eher zu akzeptieren.

Hast du dein Bike eingestellt, sorge dafür, dass du erreichbar bist, in aller Regel über eine Telefonnummer. Möchtest du hierfür nicht deine Festnetznummer angeben, nehme dein Mobiltelefon. Das hat auch den Vorteil, über WhatsApp oder einen anderen Messenger erreichbar zu sein. Alternativ verwende eine E-Mail-Adresse – rechne aber damit, dass es vielen potenziellen Käufern zu langwierig sein kann, auf Antwort zu warten.

Mit Papierkram …

Bereite einen Ordner mit allen wichtigen Unterlagen vor, die dem Käufer übergeben werden müssen:

  • Kopie des Kaufvertrags
  • Handbuch oder Bedienungsanleitung
  • Offizielle Dokumente, also Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I) und Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil II).
  • Checkheft zur Dokumentation ausgeführter Wartungsarbeiten und Inspektionen
  • ABEs des verbauten Zubehörs (sofern nicht in den Fahrzeugpapieren vermerkt)
  • Ergebnis der letzten Hauptuntersuchung
  • Schlüssel und Ersatzschlüssel sowie alle weiteren Schlüssel (Koffer sowie Extraschlüssel, falls Bauteile wie Tank oder Sitzbank ersetzt wurden)
  • Werkstatt- bzw. Reparaturhandbuch, falls vorhanden

… und ohne Überführung

Ist das Motorrad noch angemeldet, setze dem Käufer eine angemessene Frist, die Maschine abzuholen. Das kann auch sofort erfolgen, da das Eigentum am Motorrad laut Kaufvertrag auf den neuen Besitzer übergegangen ist – und mit ihm die Versicherung. Bei einem Unfall wird folglich nicht dein Vertrag und somit auch nicht dein Schadensfreiheitsrabatt in Anspruch genommen. Für die Überführung ist alleine der oder die Käuferin verantwortlich.

Allerdings: Du musst sowohl die Versicherung als auch die Zulassungsstelle von dem Verkauf unterrichten (geht meist auch online). Nach wie vor fallen die von dir zu tragenden laufenden Kosten an, also Versicherungsbeitrag und KFZ-Steuern. Und zwar so lange, bis der neue Besitzer das Bike umgemeldet hat. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kann eine sogenannte Kautionsvereinbarung mit dem Käufer treffen. Diese besagt, dass eine bestimmte Summe an den Verkäufer bezahlt wird und von dieser Summe die Kosten für eine verspätete Ummeldung bestritten werden.


Verweise

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