Motorrad-Kennzeichen

Die einen haben’s gerne mittig, die anderen schräg im Radkasten versenkt und für wieder andere gibt es nur einen vernünftigen Platz für ihr Kennzeichen : auf der Stirn des Prüfers, der gerade mit dem Zollstock vor ihrer Nase wedelt und einen heillosen Zahlenwust herunterbetet.

Aber im Ernst, als kreativ denkender Biker hat man es bei der Gestaltung des Nummernschilds nicht immer leicht, Selbiges zu einem festen Element des Fahrzeugdesigns zu machen. Viele Vorschriften engen die Gestaltungsmöglichkeiten ein und lassen nur wenig Spielraum, mehr aus der Komponente zu machen als ein erzwungenes Anhängsel mit angetackertem Gesetzeswerk.

Aber immerhin: Ein paar Ideen lassen sich verwirklichen, so neben Form und Größe des Nummernschilds auch dessen Lageposition sowie, quasi als Feinschliff, ein Wunschkennzeichen.

Formen und Größen von Motorrad-Kennzeichen

Kennzeichen für Motorräder dürfen drei verschiedene Größen annehmen:

  • Schmal (180 x 200 Millimeter): Schmale Kennzeichen sind vertikal ausgerichtete Rechtecke und bieten auf der untersten Zeile Platz für bis zu vier Zeichen (Buchstaben und Zahlen).
  • Quadratisch (200 x 200): Quadratische Kennzeichen bieten auf der untersten Zeile ebenfalls Platz für bis zu vier Zeichen (Buchstaben und Zahlen).
  • Breit (220 x 200): Breite Kennzeichen sind horizontal ausgerichtete Rechtecke und bieten auf der untersten Zeile Platz für bis zu fünf Zeichen (Buchstaben und Zahlen).

Daneben existieren die nur für Leichtkrafträder erlaubten Größen von 225 x 130 Millimeter und vereinzelt die im Vergleich zu heute riesigen Vintage-Motorradkennzeichen mit 280 x 200 Millimeter, die vom einen oder anderen Oldtimer (m/w/d) noch auf Selbigen (d) spazieren gefahren werden.

Allerdings, sollte man erwähnen: In Großstädten und großen Landkreisen bleibt die Wahlfreiheit in Form und Größe unter Umständen auf der Strecke, weil wegen der hohen Zahl zugelassener Fahrzeuge unter fünf Zeichen keine Nummernschilder mehr ausgegeben werden. Und für fünf Zeichen benötigt man zwangsweise eine 220er-Platte.

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Aufbau von Motorrad-Kennzeichen

Motorradkennzeichen sind Euro-Kennzeichen, erkennbar am blauen Bereich links oben mit den Sternen der Europaflagge und dem Länderkürzel (‚D‘ für Deutschland). Rechts daneben in der ersten Zeile steht das sogenannte Unterscheidungskürzel (‚Ortskürzel‘) mit maximal drei Zeichen: einstellig wie bspw. ‚M‘ (München), zweistellig wie ‚KI‘ (Kiel) oder dreistellig wie Ludwigslust (‚LWL‘). Der nicht genutzte Platz bei zwei- und einstelligen Ortskürzel bleibt frei.

In der zweiten Zeile sind die Prüf- und Stempelplaketten untergebracht sowie die Angabe des Anmeldungszeitraums bei Saisonkennzeichen. Die untere Zeile schließlich bietet den Platz für die (in Grenzen) gestaltbare Erkennungsnummer. Je nach Kennzeichenbreite kann diese maximal vier Zeichen umfassen (bei schmalen und quadratischen Kennzeichen) oder fünf (bei breiten Kennzeichen). Alle Zeichenketten sind Paarungen aus Zahlen und Buchstaben, meist jeweils zwei.

Wunschnummern bei Motorrad-Kennzeichen

Zur Gestaltung deines Wunschkennzeichens stehen beliebige Kombination aus einem oder zwei Buchstaben plus bis zu drei Zahlen zur Verfügung, je nach Breite des gewünschten Kennzeichens. Ausnahmen sind Umlaute (Ä, Ö, Ü), Sonderzeichen, bereits vergebene Kombinationen sowie Kombinationen, die gegen Gesetze oder gute Sitten verstoßen, bspw. solche mit Bezug zum Nationalsozialismus oder zu verbotenen Organisationen.

Beliebt sind wenig überraschend Kombinationen aus den Anfangsbuchstaben des Vor- und Nachnamens plus Alter oder Geburtsjahr, gleichwohl so mancher hierbei kreativ tätig werden und Abwandlungen in Kauf nehmen muss, da viele Kombinationen bereits auf den Straßen unterwegs sind. Ebenfalls nicht selten sind Kombinationen aus ähnlich aussehenden Buchstaben und Zahlen, also bspw. ‚OQ‘ als Buchstabenpaar und so etwas wie ‚38‘ als Zahlenpaar, vermutlich in der Hoffnung, bei Verstößen nicht eindeutig identifiziert werden zu können.

Und zu guter Letzt kommen auch kurze Worte aufs Blech, wenn das Ortskürzel dies hergibt, so wie das banal-beliebte ‚SE‘ (für Segeberg) mit dem Anhängsel ‚X‘ oder ‚ECK‘ (Eckernförde) mit einem anschließenden ‚E‘. Wer es so richtig bunt treibt, greift darüber hinaus auf Leetspeak zurück, eine besondere Lesart, bei der Zahlen als Buchstaben gelesen werden, die ‘2’ bspw. als ‘R’ oder die ‘5’ als ‘S’. Hier kann man seine Kreativität dann so richtig ausspielen.

Übrigens: Die Verfügbarkeit einer Wunschnummer kannst du online bei deiner Zulassungsstelle oder auf einer Plattform wie ‘Wunschkennzeichen reservieren’  recherchieren, reservieren und bestellen (Link siehe oben). An Kosten fallen für den Fahrzeughalter bei einer Reservierung rund 13.- an (etwas mehr als 10.- Euro für die Nummer sowie ein paar weitere Euro für die Reservierung selbst, die rund einen Monat Gültigkeit besitzt). Versäumt der Besitzer, in dieser Zeit das Fahrzeug um- oder anzumelden, verfällt der Anspruch.

Befestigung von Motorrad-Kennzeichen

Die Montage des Kennzeichens erfolgt hinten in der dafür vorgesehenen Kennzeichenhalterung, ob nun aber mittig oder aber links bzw. rechts vom Hinterrad, ist vom Gesetzgeber im Prinzip nicht weiter festgelegt. Im Gegensatz zu anderen Vorschriften, die eingehalten werden müssen:

  • Die Oberkante des Nummernschilds darf nicht mehr als 1,5 Meter über der Fahrbahn liegen.
  • Die Unterkante darf sich bei vollbeladenem Zustand nicht tiefer als 30 Zentimeter über der Fahrbahn befinden.
  • Die Neigung zur Senkrechten darf nicht mehr als 15 Grad betragen, der minimale Sichtbarkeitswinkel 30 Grad.
  • Bei einem seitlichen Nummernschild muss das Kennzeichen in einem Winkelbereich von jeweils 30 Grad auf ‚ausreichender‘ Entfernung von beiden Seiten lesbar sein. Was ‚ausreichend‘ ist, definiert der Prüfer oder die Rennleitung bei einer Kontrolle.
  • Eine Nummernschildbeleuchtung muss bei Dunkelheit das ganze Kennzeichen ausleuchten und es bis zu einer Entfernung von 20 Metern lesbar machen.
  • Das Kennzeichen darf sich nur mit zusätzlichem Werkzeug oder zumindest hohem Kraftaufwand abnehmen lassen. Es darf folglich weder beim ersten Kopfsteinpflaster abfallen noch Kennzeichendieben das Leben leicht machen.

Ort der Montage

Meist werden Biker die Kennzeichenhalterung nutzen, die werksseitig mittig am Heck angebracht wurde. Alternativ stehen ihnen aber andere Modelle aus dem Zubehörhandel zur Verfügung, darunter auch seitlich anzubringende. Wichtig ist nur, dass die Halterung fest mit dem Motorrad verbunden ist, die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden und das Nummernschild auch dann unverrückbar und sicher in der Halterung steckt, wenn es nur eingelegt und durch Klemmung fixiert wird.

Motorrad-Kennzeichen

Bei einer Montage des Kennzeichenhalters seitlich am Motorrad benötigst du eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE), die ausdrücklich dein Motorradmodell ausweist. Außerdem bist du gehalten, die Halterung genau nach Herstellerangaben einzubauen. Alternativ reicht statt der ABE ein Teile- bzw. Werkstückgutachten, dann muss die Halterung aber in einer Einzelprüfung abgenommen und in die Papiere eingetragen werden.

Motorrad-Kennzeichen

Hinweis: Bei einem seitlich angebrachtem Kennzeichen ist darauf zu achten, dass der gesetzlich vorgeschriebene Rückstrahler nicht mehr am Nummernschild befestigt wird (falls es vorher der Fall war), sondern mittig am Fahrzeug.

FAQ

Welche Arten von Motorradkennzeichen gibt es?
  • Saisonkennzeichen: Nummernschilder mit Angabe des Nutzungszeitraums zwischen dem Unterscheidungs- und dem Erkennungszeichen (neben den Plaketten).
  • Wechselkennzeichen: Wechselkennzeichen können verwendet werden, wenn jemand zwei Motorräder besitzt, aber beide mit dem gleichen Kennzeichen fahren möchte. Das jeweils andere Bike darf dann nicht im öffentlichen Verkehrsraum genutzt werden (Steuern müssen trotzdem für beide gezahlt werden).
  • Rotes Kennzeichen 07: Rote Kennzeichen, die mit ’07’ beginnen, werden von gewerblichen Händlern für Überführungs- und Probefahrten genutzt.
  • Rotes Kennzeichen 06: Rote Kennzeichen, die mit ’06’ beginnen, sind für historische Fahrzeuge gedacht, bspw. für Probefahrten und Überführungen oder Fahrten zu Oldtimer-Treffen.
  • Kurzzeitkennzeichen: Kurzzeitkennzeichen sind so etwas wie rote Kennzeichen für Privatleute, um eine Überführung durchführen zu können. Besteht für ein Motorrad kein TÜV mehr, darf das Fahrzeug nur im Bezirk der ausgebenden Zulassungsstelle bewegt werden.
  • Historisches Kennzeichen: Gilt für Motorräder, die älter als 30 Jahre sind und muss beantragt werden. Voraussetzung ist, dass sich das Gefährt noch weitestgehend im Originalzustand befindet. Die so definierten Oldtimer erhalten dann als letzten Buchstaben der unteren Reihe ein ‚H‘ auf dem Kennzeichen und zahlen eine auf 46 Euro begrenzte Steuer.
  • Elektrofahrzeug: E-Motorräder erhalten als letzten Buchstaben der unteren Reihe ein ‚E‘.
Ist die Kennzeichengröße abhängig vom Motorradmodell?

Nein, für die Kennzeichenmaße spielt es keine Rolle, ob es sich um eine schlanke Enduro oder ein massives Tourenmotorrad handelt. Nur für Leichtkrafträder gelten andere Dimensionen als üblich. Sie dürfen maximal 130 Millimeter hoch und bis zu 255 Millimeter breit sein.

Welche Vorgaben müssen Kennzeichen einhalten?
  • Die Strichbreite des schwarzen Kennzeichenrandes mit 3,5 bis 6,5 mm.
  • Die Breite des blauen Eurofelds mit 45 mm.
  • Den Abstand zwischen Eurofeld und erstem Buchstaben, der mindestens 8 mm betragen muss.
  • Den Abstand zwischen den Plaketten, der zwischen 63,5 und 67,5 mm liegen muss.
  • Den Abstand zwischen letztem Buchstaben und erster Zahl, der zwischen 24 und 30 mm liegen muss.
  • Den Abstand zwischen Buchstaben und rechtem Rand, der zwischen 8 und 10 mm liegen muss.
  • Den Abstand zwischen den einzelnen Zeichen, der 13 mm betragen muss.
  • Den Abstand zwischen Zeichen und oberen/unteren Rand, der 13 mm betragen muss.
Darf ich ohne Nummernschild fahren?

Nein. Selbst bei einer Onlineanmeldung muss zumindest ein ‚nacktes‘ Nummernschild mit dem zugewiesenen Kennzeichen vorhanden sein und die Papiere sind mitzuführen. Die Plaketten können nach Übersendung aufgeklebt werden. Fahren ohne Nummernschild wird aktuell mit 60 Euro bestraft.

Darf ich mein Nummernschild bekleben?

Selbst wenn genügend Freiraum vorhanden ist, darf man keine Werbung, Sticker, Smilies oder andere Symbole einem Kennzeichen hinzufügen. Bei einem Verstoß wird meist ein Verwarngeld fällig.

Darf ich mein Nummernschild mit Folie abdecken?

Nein. Nummernschilder mit Reflektorschichten sind zwar erlaubt, sie dienen aber dem besseren Erkennen. Wird eine (wenn auch durchsichtige) Folie drüber geklebt, soll in aller Regel das Gegenteil erreicht werden, also eine Unkenntlichmachung der Nummer (bei Blitzlicht wirkt die Folie wie ein Reflektor). Bei einem Verstoß wird ein relativ hohes Verwarngeld fällig (aktuell 65 Euro).

Was kostet eine AN-/Ummeldung mit neuem Kennzeichen?

Für die Reservierung eines Wunschkennzeichens werden bundesweit 10,20 Euro plus 2,60 Euro Gebühr fällig, für die An-/Ummeldung weitere 30.- bis 50.- Euro (abhängig vom jeweiligen Landeskreis). Die Prägung des Kennzeichens fällt mit weiteren 10.- bis 20.- Euro zu Buche (die höheren Preise verlangen meist die Schilderläden rund um die Zulassungsstellen, die günstigeren Preise man im Internet wie bspw. auf Amazon).

Welche Strafzahlungen sind möglich?
  • Schlecht lesbares Kennzeichen (bspw. verdreckt, verwaschen, Farbe verblasst etc.): 5.- Euro.
  • HU-Plakette nicht lesbar (bspw. verdreckt): 10.-
  • Kennzeichen entspricht nicht den Vorschriften (bspw. Kanten geschnitten, Farben geändert, mit Stickern beklebt, zu schräge verbaut etc.): 10.- Euro.
  • Kennzeichenbeleuchtung defekt, ohne E-Nummer oder nicht vorschriftsmäßig angebracht: 10.- Euro
  • Kennzeichen nicht vorhanden: 60.- Euro.
  • Kennzeichen mit Folie oder anders abgedeckt: 65.- Euro.